Der
Morgentau glänzt in der aufgehenden Sonne wie Edelsteine,
widerspiegelt die Träume der kleinen Kinder in der Menschenwelt
und ist, wie Sonnenaufgang und Sternengefunkel zugleich. Die Sonne
schiebt sanft die kleinen Wattewölckchen, die den saphyrblauen
Himmel wie eine kleine Decke überziehen, weg. Sie schickt
kleine Sonnenstrahlelfen zu Boden, dass sie die kleinen Geschöpfe
und Wesen des Waldes aufwecken. Eine jede Sonnenstrahlelfe fliegt zu
einer Blume, öffnet sie vorsichtig und schaut hinein. Sitzt
dort eine kleine Fee oder ein kleiner Troll, so setzt die
Sonnenstrahlelfe sich auf das Wesen und weckt es sanft mit lieber
Stimme. Ein leichter Wind streicht über die Bäume,
kitzelt sie sanft und tanzt mit ihnen. Er kühlt die großen
Stämme der Mammutbäume und lässt kleinen
Glockenblumen zu Wippen werden. Der Nebel des Schlafes verzieht sich
auf leisen Sohlen und lässt das Moos der Träume zum
Vorschein kommen. Leises Gähnen kann man im Wald hören. Ab
und zu sieht man eine kleine Fee oder einen Troll oder Gnom durchs
Geäst huschen, von Eile getrieben. Wenn der Morgen kommt, so
herrscht im Walde ein reges Treiben. Vieles wird am Morgen für
den angebrochenen Tage vorbereitet.
Man
sieht, wie Feen aus ihren kleinen Blumenkelchen hervorkriechen,
vorsichtig herauslugen, sich strecken und verschlafen mit den Augen
zwinkern, man sieht Gnome, wie bekannt Morgenmuffel, die mit schon
fast unnatürlicher Unlust sich recken und strecken und man
sieht, wie die Bienen fröhlich und gemütlich durch die
Gegend summen. Ja, man kann sagen, der Morgen ist die quirrligste
Tageszeit im Traumland... Die kleine Glücksfee, gerade von
einer Sonnenstrahlelfe sanft geweckt, lugt aus ihrer Blume heraus.
Sie ordnet ihr gelbes Kleidchen, streicht sich über ihr
kupferfarbenes, gewelltes Haar und streicht sich über ihre
Nase, die noch vom Kitzeln der Sonnenstrahlelfe, ein wenig juckt.
Dabei leuchten ihre Augen, so wie der Morgentau und ihre
Sommersprossen scheinen wie kleine Goldtupfen auf ihrer Haut. Die
kleine Fee streckt sich ausgiebig, gähnt und hüpft von
ihrer Blume hinunter. Glücksfeen haben eigentlich immer viel zu
tun, denn jeder braucht Glück in jeder Hinsicht. Die kleinen
Glücksfeen kommen zu einem und helfen anderen kleinen Feen,
Elfen, Elben,Trollen und Gnomen. Zu den Menschen kommen sie nur
selten, nur zu denen, die wirklich noch an die kleinen Feen glauben.
Und der Glaube ist leider sehr selten geworden. Meist sind es nur
Kinder, die in ihrer Unschuld nach kleinen Wundern verlangen, die
Glück haben möchten... Die kleine Glücksfee,
umgeben von der Sonnenwärme, dem Duft der Blumen und ein paar
Hummeln, Bienen und Libellen, schwebt durch den Wald. Sie sieht, wie
die kleinsten Feen ihre morgendlichen Frühflüge starten,
sie sieht den älteren Elfen beim Weben der Träume zu und
sie beobachtet ruhig, wie die Schrate sich unterhalten und wieder
einmal einen Plan schmieden, wie sie kleine Feen reinlegen können.
Die kleine Fee lächelt bei dem Gedanken, dass meist die Pläne
der Waldschrate nicht aufgehen... Und so schwebt die kleine
Glücksfee den Waldweg hinunter, sieht jenes und dieses, sieht
das eine oder andere ihm bekannte Wesen und erfreut sich der
frischen Sommerluft. Doch diese ruhige Idylle wird jeh zerstört.
Ein Schluchzen gelangt an der kleinen Fee Ohr. Sie schaut sich
fragend um, kann aber niemanden erkennen. Sie fliegt weiter den
Waldweg hinunter und schaut sich dabei suchend um. Dort, in den
Brennesseln liegt ein kleiner Elf. Seine kleinen Fühler
eingeknickt, sein Rock ganz zerknittert mit einem kleinen
Loch. Elf, was ist passiert? fragt die Glücksfee
vorsichtig und bekommt nur ein Schluchzen als Antwort. He,
komm heraus, dann kann ich besser mit dir reden... spricht die
kleine Fee mit sachter Stimme. Der kleine Elf erhebt sich behutsam
und bedacht, damit er gegen keine der Brennesseln kommt (Brennesseln
sind, wie du sicher weißt, für Elfen besonders
gefährlich, da sie die kleinen Flügel kaputt machen).
Schluchzend
und schniefend betritt er wieder den Waldweg. Die kleine Glücksfee
schaut ihn an und fragt sich, was der kleine Elf wohl hat. Beruhige
dich, kleiner Elf, werde ruhig! Sag mir erst deinen Namen...
Der kleine Elf schluckt und antwortet mit zittrigem Stimmchen: Mein
Name ist Keniak, ich bin ein kleiner Traumelf... wieder ein
Schluchzen. Und warum weinst du, Keniak? möchte die
kleine Glücksfee wissen. Beide setzten sich auf den nächsten
kleinen Kieselstein und die kleine Fee nimmt Keniak in den Arm.
Jener legt seinen Kopf an ihren und schließt die Augen.
Langsam beruhigt er sich. Weißt du, es ist so... Die
Menschen sind kalt geworden, haben keine Zeit mehr zum Träumen.
Meine Tätigkeit, Träume zu bringen, ist keine mehr. Du
weißt, wir dürfen nur denen Träume bringen, die uns
glauben. Und es werden immer weniger. Eine kleine Träne
kullert über Keniaks feines Elfengesicht. Die kleine
Glücksfee schaut ihn an. Das ist traurig und hart. Ja,
die großen Menschen glauben kaum noch an uns Waldwesen und
können daher auch kaum noch träumen... Der kleine
Elf atmet schwer. Was soll ich denn nun tun? Die Gabe,
jemanden die Träume zu bringen, kann ich nicht ablehnen, es ist
doch meine Bestimmung... sagt der Elf leise und
verzweifelt. Keniak und die kleine Glücksfee sitzen noch
lange dort auf dem Kieselstein, reden über die Menschenwelt,
über die Herzen und die Träume. Und die kleine Glücksfee
erzählt, wie die Träume überhaupt entstanden sind und
erzählt, dass aber auch sie öfter solche Probleme hatte.
Menschen, die wenig an die Geschöpfe des Herzens glauben, denen
darf keine Gabe gegeben werden und somit ist die eine oder andere
kleine Fee ohne eine Tätigkeit. Die Sonne geht langsam
unter. Sie färbt sich in ein goldenes Orange und kleine Sterne
glitzern wie Silber an dem dunkelblauen Himmel. Der Wald geht
schlafen, aber die beiden Geschöpfe des Waldes wachen. Sie
reden und reden und vergessen gar die Zeit. Bis am Ende der kleine
Elf zusammensinkt, sich an die kleine Glücksfee schmiegt und
seine Augen schließt. -Habe schöne Träume, kleiner
Traumelf- denkt die kleine Glücksfee sacht. Dann schläft
auch sie ein. Am nächsten Morgen wird die kleine Fee sanft von
einer warmen Hand geweckt. Nein, die Sonnenstrahlelfen können
es nicht sein, denn die kitzeln einen nur wach. Sie öffnet ihre
Augen ganz verschlafen und sieht vor ihr einen lächelnden Elf
stehen. Keniak? gähnt die kleine Glücksfee.
Das Wesen vor ihr nickt. Guten Morgen! sagt er mit
sanfter, wohlklingender Stimme. Gut geschlafen? Die
kleine Glücksfee lächelt und nickt. Schön!
freut sich der kleine Elf. Geht es dir wieder besser?
erkundigt sich die kleine Fee und der kleine Elf schenkt ihr anstatt
einer Antwort nur ein herzliches Lächeln.
Das
freut mich... Du, kleine Glücksfee? Ja? Ich
verspreche dir: Wenn du traurig bist, so wie ich gestern, dann bin
ich sofort bei dir. Dann werde ich dir helfen! Weißt du, dann
kann ich doch noch irgendwie nützlich sein, wenn nicht in der
Menschenwelt, so doch hier... Damit bin ich
einverstanden. Brauchst du mich, bin ich da; braucht ich dich, bist
du da... Die beiden Waldwesen schauen sich an und lächeln.
Dann nehmen sie sich an die Hände und fliegen Hand in Hand
durch den Wald. In der Morgensonne scheinen ihre Flügel aus
Gold und Silber zu bestehen, mit kleinen funkelnden Steinchen. Beide
heben sich von dem Grün der Büsche und Bäume ab. Ein
wunderhübsches Farbenspiel... Der kleine Elf steht der Fee
immernoch bei. Wenn es der kleinen Fee nicht gut geht, so ist der
Elf sofort an ihrer Seite und umgekehrt. Sie sind für einander
da und jeder von ihnen findet es gut so, möchte den anderen
nicht missen. Sie werden noch lange zusammen Hand in Hand durch den
Wald fliegen und sich über die Menschenwelt, die Herzen und die
Gefühle unterhalten. Jeder wird dem anderen noch lange zuhören.
Und das ist gut so...
Findest du je eine kleine Fee oder
einen kleinen Elf im Wald, so sei nett. Sie werden dir ein guter
Freund sein. Elfen sind für die da, die noch an sie glauben,
die noch Hoffnung auf ihre Existenz auf haben. Bedenke es: Jeder
braucht Glück und jeder braucht Träume und einen
Freund!!!!!
Elfe und Fee, gute Freunde
Für M.T.,
einem Elf, der mir ein guter Freund ist und der mir so wertvoll ist,
wie der Elf der kleinen Fee. Er ist ein kleiner Elf, bei dem man nur
das Wirkliche erkennt, wenn man zulässt, auch in sich selbst
hineinzuschauen...DANKE, mein Freund!!