Die Frage

Eine Frage steht im Raum,
gestellt von einem Kind,
wartend auf Antwort.
Ratlose Gesichter
wenden sich ab,
hoffend darauf,
nicht erkannt zu werden.
Andere schauen verwundert:
"Ein Kind stellt solch eine Frage?"
Viele haben sie nicht einmal verstanden.
Ganz weit hinten,
abseits und ungesehen;
steht ein Mann,
dessen Augen
sich langsam mit Tränen füllen.
Er blickt das Kind dankbar an,
weil es endlich die Frage gestellt hat.
Scheinbar ist er der einzige,
der die Antwort kennt.
Mit aller Kraft schreit er sie heraus,
doch sie erreicht kein einziges Ohr.
Sie blicken immer noch beschämt zu Boden.

Allmählich wird das Kind ungeduldig,
will eine Antwort hören,
die es begreifen kann.
Es schaut in die Runde,
doch alle schweigen sich aus.
Nur dem Mann ganz hinten
rollen nun die Tränen
über das blasse Gesicht: "Will denn niemand verstehen?"
Enttäuscht läuft das Kind hinaus
und hinterläßt
viele beschämte Gesichter,
erschrocken über ihre eigene Unwissenheit.
Wortlos geht einer nach dem anderen,
niemand sieht den anderen an,
jeder ist mit sich selbst beschäftigt.
Schon kurz darauf
ist der Raum menschenleer.
Nur der Mann steht noch an seinem Platz.
Auch er ist enttäuscht,
weil ihn niemand hören wollte.
Und so bleibt auch die Frage
im Raum stehen.
Vielleicht denkt ja noch jemand nach
und findet es heraus,
wo die Liebe geblieben ist.

  ©ClaudiaWeis




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