DAS BEGEHREN

Ein Mädchen, das schon immer begehrte, etwas Besseres zu sein, machte sich auf, sein Glück zu suchen.
Es setzte sich an den Brunnenrand und schaute ins klare Wasser. „Ob er kommt, der Frosch, dass ich ihn küsse und er sich in einen Prinzen verwandelt?“ fragte es sich.
Es wartete Tage und Wochen. „Er lässt mich nicht im Stich; er ist ein Gentleman!“ flüsterte es leidenschaftlich.
Es wartete Wochen und Monate. „Er wird kommen, ganz gewiss, ihr werdet es sehen!“ rief Es den Spottenden zu.

Es wartete Monate und Jahre, seine Schönheit war dahin, der Spott war zur Gewohnheit und das Mädchen zur Frau geworden. „Ich weiß es nun“, seufzte sie „ich bin zur Ehelosigkeit geboren, das ist meine wahre Bestimmung. Männer sind nicht treu. Sie versprechen viel und halten wenig! Sie achten nicht auf die Liebe einer Frau. All meine Jahre habe ich in Sehnsucht an sie verschwendet. Pfui, weg mit ihnen.“
So jammerte sie immer und immer wieder.

Da tauchte der Frosch auf.
Sofort küßte sie ihn
und wurde zur Fröschin.
© P. Eitner