Lamanco – Lamanco

 

In den frühen Morgenstunden, wo die Bolroopblühte ihren kleinen Kelch öffnet und ihren Duft verströmen läßt, welcher vom Wind in die kleinen Zimmerchen weht, mußte Tammi immer niesen. Dies war der Augenblick, wo alle aus ihren Moosbettchen schauten. Die Sonne spiegelte sich im Morgentau und gab eintausend wunderschöne kleine Regenbögen frei, welche sich über den Himmel von Rednikanien erstreckten. Doch dieser Augenblick dauert nicht sehr lang und so begaben sich alle schnell zum Brunnen, um sich die Äuglein zu waschen und ihre Träume zu sammeln. Da es ein Traumbrunnen ist, werden,  wenn man die Träume, abwischt, wunderschöne Fischlein daraus. Mit glitzernden Schuppen und güldenen Flossen.

Nachdem alle gefrühstückt hatten, wollten sie in den Wald, um einige Vorräte zu sammeln und anzulegen für den Winter. So nahm  eine jede ein kleines Körbchen und so sausten sie geschwind davon in den Wouppes, wo angeblich die prächtigsten größten Beeren wuchsen. Da sie alle auf einmal losflogen, wehte der Bart vom Zauberer in alle Richtungen und er konnte sich nicht mal richtig verabschieden. Schon brausten alle davon und eine jede wollte am Strauch von  den süßen Beeren die erste sein und ihr Körbchen voll haben. Doch auf einmal blieb Ellen, die Ängstlichste, in der Luft stehen und wäre beinahe abgestürzt bei diesem Anblick.

Sie konnte nur noch sagen: „Da schau“ und  „ dort“ zeigten ihre kleinen Fingerchen auf den Waldboden, wo große Löcher in gleichmäßigen Abständen zu sehen waren. Was ist das?  Alle schauten sich fragend an und keine wußte eine Antwort darauf. Bis Marie die etwas höher flog und alle bat, dasselbe zu machen. Da sahen sie es auch. Es waren riesige Fußabdrücke, welche in den Wald zeigten, auf den sie gerade zuflogen. Sofort hatten einige keine Lust mehr dahin zu gehen, doch Stella sagte“: Unsere Vorräte gehen zur Neige und wir haben es doch dem Zauber versprochen.“ Sie setzten ihren Flug behutsam fort und alle anderen folgten ihnen zögerlich. Endlich am Strauch angekommen, pflückten sie geschwind ihr Körbchen voll und als sie gerade abheben wollten,  geschah es unerwartet. Ein kleiner Windhauch blies sie tief in dieses Gebüsch hinein und mit Müh und Not gelang es ihnen gerade noch davon loszukommen. Doch Tammi blieb mit seinen Flügelchen an den spitzen Dornen hängen und rief ängstlich um Hilfe. Doch sie konnte ihn leider nicht befreien und wollten schon den Zauberer zur Hilfe holen, als ein großer Schatten sie alle bedeckte. Sofort flogen sie alle auf und davon, bis auf Tammi, der festsaß, ein wenig ängstlich seine Händchen vor das Gesicht hielt, und sein Körbchen mit den Beeren fiel auf  das weiche  Moos unter ihm.   



Der Schatten wurde immer größer und Tammi sah ihn durch seine kleinen Fingerchen immer näherkommen. Ein riesiger Riese näherte sich Tammi und griff mit seiner großen Hand nach ihm. Mit einem Ruck war Tammi in dieser Hand gefangen und konnte sich nicht selbst befreien. Er zappelte und strampelte was er konnte und eine winzige Träne fiel zu Boden, und er dachte, jetzt ist alles aus! Mit einem Male hörte er eine vertraute Stimme und er schaute in diese Richtung, da sah er den alten Zauberer eiligen Schrittes auf ihn zukommen. Aber was war das???   

Statt zu schimpfen, hörte sich seine Stimme ganz fröhlich an, welche rief “ Lamanco – Lamanco“ Es klang wie ein Zauberspruch, doch welche Bedeutung hatte dieser? Er wußte es nicht. Doch als die große Hand ihn behutsam auf das weiche Moos setzte und  er sein Händchen vom Gesicht nahm, sah er dass dies Gesicht gar nicht grimmig dreinschaute, sondern ihn freundlich anlächelte. Er sagte: Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten, als endlich der Zauberer neben ihm stand ward ihm ganz warm ums Herzchen und sie konnte noch immer kein Wort hervorbringen. Nun erklärte der Zauberer, dass Lamanco – Lamanco vor langer Zeit hier im Walde von Rednikanien lebte und genauso klein war wie die Elfen. Doch er naschte von den Früchten des Tooke Baumes und hörte nimmer auf zu wachsen. Da der Wald  zu klein für ihn wurde, beschloss er weit weg zu gehen zum Wüstenkönig, da der ja mehr Platz hatte.  Nur an einem Tage wollte er wieder nach dem rechten sehen. Da aber der Tag 9 Wochen hat, wußte der Zauberer nicht mehr, an welchem Lamanco – Lamanco kommen würde, um ihn in den Bergen  zu besuchen. Auf dem Weg dahin hörte er auf einmal ein Schluchzen  und Wimmern und beschloss zu schauen, was es war,  um zu helfen.

So traf er auf die Elfen und Tammi bedankte sich artig für die Rettung  bei ihm. Er flog auf seinen Nacken und gab ihm einen dickes Knuddelbussi. Sofort wurde Lamanco – Lamanco rot bis hinter beide Ohren, damit hatte er nicht gerechnet. Nachdem Tammi sein Körbchen aufgehoben und sich ein wenig vom Schrecken erholt hatte, machte sich die lustige Schar auf  den Heimweg.

Solltest du einmal große Fußspuren bei dir im Walde entdecken, so könnte es sein, dass Lamanco- Lamanco gerade auf dem Weg ist nach Hause zum Wüstenkönig.