Kleiner Tappbär

Am Morgen versammelten sich alle Elfen wieder bei dem Zauberer und erzählten Ihre Erlebnisse von dieser Nacht. Wie sie durch den Wald flogen und ihre Begabungen einsetzten. Da jede von ihnen in einem Blatt der Bolroopblüte eingehüllt war, wollte der Zauberer wissen, ob ihnen vielleicht kalt sei.
Ein wenig, kam es wie aus einem Munde. Denn sie waren doch noch ganz nackt und erst jetzt bemerkte er es. Das mochte er natürlich nicht und so begab er sich zum Schrank und holte sein Tuch hervor, in dem der Zauberstab eingeschlagen war. Diesen schwenkte er mit den Worten:
*Sonne, Mond und dunkle Nacht, brings was zum Ankleiden macht*         
Es dauerte nicht lang und um jede Elfe schwang sich ein kleines Lüftchen, welches golden aussah und einer jeden ein kleines, weißgüldenes, funkelndes Sternstaubkleid anzog. Ebenso zur selben Zeit hatte jede an ihren Füßchen kleine Federschühchen mit einer silbernen Mondschnalle. Auf dem Köpfchen hatten sie alle einen kleinen Blütenkranz, welcher geflochten aus den Blüten der Honigtaublume war.
Begeistert schauten sie sich alle an. Selbst dem Zauberer gefiel dies und er ärgerte sich ein wenig, dass er nicht selbst daraufgekommen war. Es war eine wahre Freude, diesen Elfen zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig betrachteten und an sich rumzupften, bis alles am richtigen
Platze war.

Aufgeregt erzählten sie von ihren Erlebnissen der vergangenen Nacht.
Da war Rosalie, welche bescheiden und ein wenig ungeduldig war. Sie wollte immer zuerst erzählen von ihren Begegnungen und Entdeckungen. Doch diesmal hatten sie alle dasselbe erlebt.
Nachdem alle durcheinander zu erzählen begannen und man nicht einmal mehr hören konnte, wer was sagte, schlug der Elfenprinz zweimal kurz mit seinen Flügelchen in die Richtung der Erzählenden. Ein Windhauch streifte diese, erstaunt sahen sie sprachlos in seine Richtung.
Da wussten sie Bescheid und verstummten. Ein Stimmchen erhob sich und begann zu erzählen von diesem Getöse und diesem Schluchzen, welches am vorigem Abend durch den Wald ertönte.
Es war Ellen, welche immer ein wenig ängstlich und anhänglich war. Sie hörte dies zuerst Alsbald waren alle in diese Richtung unterwegs, um zu schauen, was dort wohl los sei. Sie flogen durch den dichten Wald und die Kühle des Mondwindes ließ sie förmlich schweben . Das Sternlein erhellte diesen Weg und nach einer Weggabelung sahen sie ihn.
Er saß da und weinte bitterlich, große runde Kullertränen kullerten an seinem weichen Fell auf das Moos. Als sie alle dastanden, schaute er sie mit weit aufgerissenen Äuglein an und der Mund stand ein wenig offen beim Betrachten dieser kleinen Elfen mit ihrem wunderbaren leuchtenden Sternenstaubkleidchen und den silbernen Mondschnallen auf den Federschühchen. 
Es war der kleine Tappbär, welcher sich im dunklen Walde verlaufen und nicht mehr rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit in seine Höhle gekommen war. Gabriella, welche ein großes Herz hatte und ein wenig sensibel war, flog auf seine Nase und wische seine Äuglein trocken, denn vor lauter Staunen hatte er ganz vergessen zu weinen. Es kam nur noch ein kleines Hick ab und zu zum
Vorschein, welches aber nicht weiter störte.  Erstmal mussten sie ihn trösten, da er noch ganz klein und jung war. Sie brachte ihm ein wenig Erdbeerhonig zum Schlecken und versorgten ihn mit weichem Moos.

In dieser Gesellschaft fühlte er sich sicher und geborgen. Es dauerte gar nicht lange, da schlief er sanft ein. Der kühle Nachtwind trug sein kleines Schnarchen weit in den Wald hinein und weit über die Berge von Carmor. Als der erste Sonnenstrahl und ein kleiner Schmetterling über sein Näschen huschte, erwachte er und suchte seine Freunde aus vergangener Nacht. Doch diese waren nicht da, bloß ein großer, dunkler Schatten war vor ihm.
Er versuchte ihn zu vertreiben, doch dieser war schneller und machte alle seinen Bewegungen nach. Er wurde langsam ein wenig ärgerlich und versetzte diesem Schatten einen kräftigen Stoß, so doll, dass er das Gleichgewicht verlor und nach vorne purzelte. Erst da bemerke er , dass es sein eigener Schatten gewesen war. Dies sah aber so drollig aus, dass eine Stimme erklang und herzlich laut lachte.
Erst da drehte sich der kleine Tappbär um und sah seine Mama hinter sich, welche in der Nacht von den Elfen herbeigeholt worden war .
Sofort lief er mit seinen großen Pfoten in diese Richtung und umarmte sie herzlich.  Er nahm die große Mamapfote in seine kleine rechte und alsbald machten sie sich auf den Weg nach Hause.
Zum Zeichen der Dankbarkeit pflanzte die Bärin am Waldesrande einen Erdbeerhonigstrauch.
Solltest du am Waldesrand einen Erdbeerhonigstrauch entdecken, so lebt dieser kleine Tappbär vielleicht ganz in deiner Nähe.