Am Flüsschen

Irgendwann am Abend bevor die Sonne schlafen geht und dem Mond mit seinen Sternchen den Himmel freigibt, treffen sich meist die Zauberwesen des Waldes am Fuße des Feenbaumes, um zu tanzen und sich kleine Geschichten zu erzählen.
Kissy, die kleinste von ihnen, welche immer verträumt dreinschaute und ein wenig romantisch veranlagt war, hatte Honigtau mitgebracht und schnüffelte schon ein wenig an ihm. Es sollte ein toller Abend werden. Aber zuerst lauschen alle dem Flüstern des Windes, welcher durch den Wald rauscht und die Blätter leise schwingen läßt, als würden diese eine Melodie verkünden. Zu all den Geräuschen, welche im Carmorwalde zu hören sind, gesellten sich die Laute des Feuervogels Colisu, welcher die Nacht begrüßt und allen anderen zeigt, dass es Zeit ist zu schlafen. 
Doch irgendetwas war heute Abend anders und etwas fehlte, irgendetwas im Walde, irgendwas, was sonst immer da war, irgendwas.!!!!!!!!!!!! Kissy lauschte andachtsvoll und verkündete: Es ist das Bächlein!
Das kleine Rauschen, das sie jeden Abend vernahmen, fehlte. Verdutzt schauten sie einander an, selbst Colisu lauschte bedächtig. Es war dieses  kleine Bächlein, wo sie immer tranken und ihr langes Haar kämmten. Es war verstummt und sofort begaben sie sich alle in Richtung Wasserfall um zu schauen, was den dort los sei.
Colisu war als erster da und schaute wie auch alle anderen in das kleine Bächlein. Aber es war nicht mehr da, sonder nur ab und zu ein paar kleinere Pfützen, wo sich die Fischlein mit den Atree tummelten und es ein wenig eng zuging. Diese Fischlein und die Atrees baten um Hilfe, da sie sonst ja nicht mehr schwimmen können. Marla die Intelligenteste von ihnen, wusste, was zu tun sei. Da sie viele Bücher gelesen hatte, war sie auch gebildet und hatte schon mal gelesen, wo ein Bächlein entsprang. Doch wo war die Quelle ???? Würden sie zum Sonnenaufgang wieder da sein???? Sie steckten alle ihre Köpfchen zusammen und eine jede hatte einen Vorschlag.

 

Dann nach einer gewissen Zeit waren sie sich einig: Colisu, welcher die größten Flügel hatte, sollte den Bachlauf entlangfliegen, um zu schauen, warum kein Wasser mehr den Berg herabkam. Nach einem kleinen Zeitraum setzte er sich auf einen dicken Ast und verkündete, dass etwas Großes, Grünes an der Quelle sitzt und das Wasser trinkt.
Sofort wollte eine jede wissen wer, was, warum, wieso und alle Fragen konnte er nun wirklich nicht beantworten. Da es jedoch nicht allzuweit war, flogen alle in diese Richtung. Von weitem sahen sie ihn schon und mit eine paar wenigen Flügelschlägen setzten sie sich in seine Nähe und schauten ihm zu, wie er das Wasser aus dem Bächlein trank. Alle riefen mit einem Male " Hallöle "Da gab die Nacht ein kleines rundes Gesicht frei mit einer langen Nase, zwei lustigen Öhrchen und zwei

Äuglein, welche ein wenig blinkerten und diese Schar begrüßten. Man konnte seine Worte nur schwer verstehen. Es war dieser kleine Drache, welcher auf der anderen Seite des Berges wohnte und selten in dieser Gegend zu finden ist.  Marla, welche auch die sportlichste von ihnen war, kletterte am Schwanz empor bis auf das Köpfchen und setzte sich in sein Ohr. Bei der Frage, weshalb er das Bächlein leergetrunken habe, schaute er verdutzt in die kleine Schaar der Elfen. Eine dicke Drachenträne fiel zu Boden und  mit einem Hick & Hack erzählte er mit unverständlicher Sprache etwas von Hunger, Feuer spucken und Verschlucken. Da sein Schluckauf nicht aufhören wollte, setzte sich Marla auf seine Nase und bewegte ihren Zauberstab ein wenig hin und her und siehe da, dieser Hickhack hörte auf.
Artig bedankte sich der kleine grüne Drache bei den Elfen und erzählte ihnen seine Geschichte. Da ihm die Bolroopblüte besonders gut schmeckte, wollte er ihren Duft ein wenig in seine Nase ziehen. Doch da zog er den Duft dieser Blüte in sich auf und musste andauernd niesen und bekam noch einen Schluckauf. Wie ein jeder weiß, spucken Drachen Feuer und mit diesem hatte er sich sein Mäulchen ein wenig verbrannt und wollte dies nun kühlen. Deswegen hatte er auch dies Bächlein leergetrunken. Nachdem Marla ihn von seinen Qualen befreit hatte, bedanke er sich artig und war froh, neuen Freund gefunden zu haben. Zufrieden begab er sich auf die andere Seite des Berges in seine Höhle.

Solltest du am Abend einen lauten Schrei vernehmen, so verkündet Colisu der
Feuervogel, dass die Nacht hereinbricht und die Zeit gekommen ist, um schlafen
zu gehen.