Das Rosenkind
Hoch
auf den Bergen
inmitten einer blühenden Wiese
lebte das
Rosenkind.
Es wohnte in einer wunderschönen
gelben
Rosenblüte,
die mit ihrem Duft
das kleine
Mädchen
liebevoll einhüllte.
Das
Leben des Rosenkindes
war erfüllt von Glück,
vom
Zwitschern der Vögel,
vom Blau des Himmels,
von
glitzernden Regentropfen,
von Morgentau und Abendröte.
Es
gab so viel zu entdecken,
zu kosten,
zu riechen,
zu
schmecken.
Eines
Nachts
fand ein Mensch
die wunderschöne Rose,
grub sie
aus
und pflanzte sie
zu Hause ein.
Als
das Rosenkind erwachte,
erschrak es sehr.
Verschwunden war die
Blumenwiese.
Ein Ungetüm mit vielen Augen
ragte über
ihm empor.
Das
Rosenkind
war in der Stadt.
Ein Rosenbeet
inmitten eines
großen Wohngebietes
ersetzte nun die Blumenwiese.
Der
Himmel war nicht mehr so weit,
denn Hochhäuser wuchsen mitten
hinein.
Auch war er nicht mehr so blau,
Rauchwolken verbargen
ihn
Das
kleine Mädchen weinte
und kletterte aus seiner Rose
„Rose,
es tut mir leid, ich muss dich verlassen,
hier kann ich nicht
bleiben,
ich werde zurück zur Blumenwiese gehen .
So
begann für das Rosenkind
das große Abenteuer,
denn
auf dem Weg
durch die Stadt
lernte es viele Menschen
kennen,
die nicht wussten, wo es zur Blumenwiese geht.
Das
Rosenkind erzählte vom blauen Himmel
und dem Duft der
Blumen.
Da wurden die Menschen traurig,
denn sie hatten nicht
gewusst,
dass es einen blauen Himmel
und eine Wiese mit
schillernden Tautropfen gibt
Das
Rosenkind
musste den Menschen alles
über die Blumenwiese
erzählen.
Immer mehr Menschen scharten sich
um das kleine
Mädchen,
das doch nur allein sein wollte,
allein auf
seiner Blumenwiese,
doch niemand kannte den Weg
Eine
lange Zeit wanderte das Mädchen
durch die Stadt.
Wo es
hinkam, veränderte sich alles.
Die Menschen nahmen die
dunklen Gardinen
von den Fenstern,
um den Himmel besser sehen
zu können.
Sie pflanzten Blumen, um den Duft zu genießen.
Sie
parkten ihre Autos außerhalb
und legten vor den Häusern
Spielplätze
für ihre Kinder an,
damit sie auch so
ein helles Lachen
von sich gaben,
wie es ihnen bei dem
Rosenkind so gefiel.
Immer neue Ideen hatten die Menschen.
Und
immer schöner wurde die Stadt,
erfüllt von Lachen und
Liedern.
Eines
Tages traf das Rosenkind den Menschen,
der die Rose in die Stadt
gebracht hatte.
Als er die Geschichte des kleinen Mädchens
hörte,
war er sehr erstaunt, denn er war
über diese
Blumenwiese gelaufen,
ohne all die wunderbaren Dinge zu
bemerken.
Jetzt wusste er, was zu tun war.
Er
nahm sich Urlaub und brachte
die Rose zusammen mit dem
kleinen
Mädchen zurück auf die Blumenwiese.
Die
Menschen in der Stadt gaben
ein großes Abschiedsfest.
Das
Rosenkind tanzte und sang den ganzen Abend
und verbarg seine
große Traurigkeit,
denn es hatte sich an die Menschen
gewöhnt,
an ihre strahlenden Augen, an ihre wärmende
Freundschaft,
an die spielenden Kinder
und den Duft frisch
gebackenen Kuchens.
Daran würde es immer zurückdenken
oben
auf der Blumenwiese.
Spät
in der Nacht kam das kleine Mädchen
auf der Wiese an.
Unten
im Tal war noch immer der Klang der Musik
und die Fröhlichkeit
der Menschen zu hören.
Das Mädchen kuschelte sich in
seine Rosenblüte
und schlief lächelnd, mit Tränen
in den Augen ein.
Im Traum kam ein kleiner Junge aus der Stadt
mit
einem Schaukelpferd über die Wiese geritten
und rief
immerzu:“Rosenkind, danke,
dass du bei uns warst,
du
hast uns die Phantasie gebracht!“
Das
Mädchen winkte aus seiner Rose
und rief lachend zurück:
“Ich
danke euch Menschen,
denn ihr habt mir die Liebe geschenkt!“
© K.A. 5.3.02
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