Texterläuterung
Paulus kommt nach Korinth, eine wichtige Handels- und Hafenstadt, berüchtigt für religiöse Vielfalt und moralische Zügellosigkeit. Dort lernt er Aquila und Priszilla kennen, jüdische Christen, die wegen eines Erlasses des Kaisers aus Rom ausgewiesen wurden. Paulus wohnt bei ihnen und arbeitet als Zeltmacher.
An den Sabbaten lehrt er in der Synagoge. Als jedoch Widerstand aufkommt, wendet er sich an die Heiden und zieht zu Titius Justus, dessen Haus direkt neben der Synagoge liegt. Krispus, der Synagogenvorsteher, und viele andere glauben. In einer nächtlichen Vision spricht der Herr zu Paulus: Fürchte dich nicht! Rede weiter und schweige nicht! Gestärkt bleibt Paulus anderthalb Jahre in Korinth.
Ein Gerichtsverfahren gegen ihn vor dem Prokonsul Gallio scheitert: Gallio erklärt religiöse Streitfragen für irrelevant für das römische Recht. Danach reist Paulus über Ephesus, wo er kurz predigt, weiter nach Cäsarea und zurück nach Antiochia.
Später kommt Apollos, ein gebildeter Jude aus Alexandria, nach Ephesus. Er kennt nur die Taufe des Johannes. Priszilla und Aquila erklären ihm den Weg Gottes genauer. Apollos geht daraufhin nach Achaia und wird ein wichtiger Lehrer im jungen Christentum.
Theologische Interpretation
Kapitel 18 zeigt, wie das Evangelium mitten im Alltag Gestalt gewinnt: durch Arbeit, Gastfreundschaft, gemeinsames Leben und das mutige Wort. Paulus lebt von seiner Hände Arbeit Mission und Beruf schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich.
Der Widerstand in der Synagoge ist nicht neu, aber bedeutungsvoll ist Gottes Reden in der Nacht: Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt. In einer Stadt wie Korinth, voll Widersprüche, lebt bereits geistlich etwas heran, das nur durch Treu-Bleiben zur Frucht wird.
Priszilla und Aquila zeigen, wie wichtig geistlich reife Laien sind sie lehren Apollos weiter, ohne ihn zu beschämen. Apollos seinerseits zeigt Demut und Lernbereitschaft wichtige Tugenden in einem wachstumsstarken, aber heterogenen Glaubensumfeld.
Leitthema aus heutiger Sicht: Christsein im säkularen Alltag
Korinth steht für viele heutige Städte: plural, wirtschaftsstark, zerstreut, moralisch herausgefordert. Gerade dort entsteht Gemeinde nicht trotz, sondern inmitten der Spannungen. Christliche Berufung zeigt sich nicht nur in der Kanzel, sondern im Handwerk, im Wohnzimmer, im Dialog.
Ein aktuelles Beispiel ist Tim Keller (2023), Gründer der Redeemer Presbyterian Church in New York City. In einer säkularen, intellektuell geprägten Umgebung baute er eine Gemeinde, die urbane Menschen für Christus gewann. Wie Paulus in Korinth betonte Keller die Bedeutung von Gnade, Beruf, kulturellem Dialog und geistlicher Tiefe im Alltag. Sein Wirken war ein Zeugnis: Auch in schwierigen Umfeldern kann durch Treue und kluge Verbindung von Theologie und Lebenswelt viel Frucht entstehen.
Zusammenfassung
Apostelgeschichte 18 zeigt, dass Gemeinde nicht im Rückzugsraum wächst, sondern mitten im Leben. Widerstand, Arbeit, Hausgemeinschaft, Lehre alles wird vom Geist durchdrungen. Gottes Zusage Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt gilt auch heute: Er ist längst am Werk wir dürfen es entdecken, begleiten und gestalten.