Texterläuterung
Nach dem glorreichen Sieg über Jericho folgt ein ernüchternder Rückschlag: Die kleine Stadt Ai schlägt Israel zurück. Dabei sterben 36 Männer – eine Katastrophe für ein Volk, das gerade noch die unbesiegbare Stadtmauer von Jericho überwunden hatte. Josua ist bestürzt, wirft sich vor Gott nieder und fragt:
„Warum, HERR, hast du dieses Volk über den Jordan geführt, wenn wir nun von den Amoriten vernichtet werden?“ (V. 7)
Gott antwortet mit überraschender Härte: „Israel hat gesündigt.“ (V. 11)
Ein Mann namens Achan hatte sich am Bann von Jericho vergangen – er nahm verbotene Beute, vergrub sie heimlich in seinem Zelt und brach damit das ausdrückliche Gebot Gottes.
Gott lässt Josua durch ein Losverfahren Achan identifizieren. Dieser gesteht, und er sowie seine Familie werden gesteinigt – das Tal heißt fortan „Achors Tal“, das bedeutet „Unheil“. Erst dann kehrt Gottes Segen zurück.
Was ich Positives aus der Lektüre mitnehmen kann
Reales Beispiel: Chiune Sugihara – Ein Mann zwischen Gehorsam und Gerechtigkeit
Ein beeindruckendes Beispiel für den Mut zur Entscheidung für das Richtige ist Chiune Sugihara, ein japanischer Diplomat in Litauen während des Zweiten Weltkriegs.
Er erhielt 1940 den Befehl, keine Transitvisa an jüdische Flüchtlinge aus Polen auszustellen. Doch Sugihara sah, dass diese Menschen sonst dem Tod geweiht waren. Trotz klarer Weisung seiner Regierung stellte er über 6.000 Visa aus – eigenhändig, Tag und Nacht, wochenlang.
Er wusste: Er würde damit gegen das Gesetz seines Landes verstoßen. Doch er sagte zu einem Flüchtling:
„Wenn ich jetzt nicht tue, was ich tun muss, werde ich später nicht mehr in den Spiegel schauen können.“
Nach dem Krieg wurde er entlassen, verfiel in Armut – erst Jahrzehnte später wurde sein Mut gewürdigt. Wie Josua erkennen musste: Wahrheit und Gerechtigkeit haben ihren Preis. Sugihara zeigt, dass es sich dennoch lohnt, dem Ruf des Gewissens – und Gottes – zu folgen.
Fazit:
Josua 7 erinnert uns schmerzhaft daran, dass versteckte Schuld Gemeinschaft schädigt. Doch es zeigt auch: Gott will Heilung, nicht Verurteilung. Wo Wahrheit ans Licht kommt, kann neues Leben beginnen – im Tal der Schuld wächst Hoffnung.