Texterläuterung
Nachdem sich der Ruf von Israels Siegen über Jericho und Ai verbreitet hat, formieren sich mehrere kanaanäische Könige zur Gegenwehr (V. 1–2). Doch ein Volk verfolgt einen anderen Plan: die Gibeoniter. In Angst vor Israels Gott täuschen sie vor, aus einem fernen Land zu stammen. Mit abgetragenen Kleidern, schimmligem Brot und zerschlissenen Weinschläuchen bitten sie um einen Friedensbund.
Josua und die Obersten glauben ihnen – sie „befragen den HERRN nicht“ (V. 14) – und schließen einen Bund. Drei Tage später stellt sich heraus: Gibeon liegt direkt in der Nähe. Der Betrug ist offenkundig. Doch Josua hält den Schwur, weil er im Namen des HERRN erfolgte. Statt sie zu vernichten, macht er die Gibeoniter zu Holz- und Wasserdienern für das Heiligtum (V. 27).
Diese Entscheidung bringt Spannung ins Volk, doch sie offenbart auch: Gottes Ehre ist wichtiger als menschliches Gefühl.
Was ich Positives aus der Lektüre mitnehmen kann
Reales Beispiel: Abdol Hossein Sardari – Integrität unter Druck
Ein beeindruckendes Beispiel für moralische Standhaftigkeit trotz schwieriger Umstände ist Abdol Hossein Sardari, ein iranischer Diplomat in Paris während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg.
Als die Nazis begannen, Juden zu deportieren, nutzte Sardari seine Position, um iranische und afghanische Juden zu retten. Er stellte hunderte gefälschte Pässe aus und argumentierte, dass sie „arisch“ und daher nicht zu deportieren seien – ein mutiger, aber gefährlicher Schachzug.
Obwohl er gegen die Vorschriften handelte und später aus dem diplomatischen Dienst entlassen wurde, blieb er dabei:
„Ein Versprechen zur Menschlichkeit darf man nicht brechen – auch wenn es schwierig wird.“
Wie Josua hielt er an seinem Bund fest – selbst, als sich Täuschung und Gefahr offenbarte. Und wie die Gibeoniter fanden viele durch seinen Einsatz eine neue Chance auf Leben.
Fazit:
Josua 9 zeigt, dass Integrität und Treue zu unseren Versprechen vor Gott höher zu werten sind als taktische Vorteile. Auch wenn wir Fehler machen, kann Gott sie wenden – wenn wir ihn ehren.