Zusammenfassung
Jesus lehrt über Ehe und Scheidung, segnet Kinder, begegnet dem reichen Jüngling und spricht über den Lohn der Nachfolge. Er betont die Unauflöslichkeit der Ehe, die Bedeutung kindlichen Glaubens und dass Reichtum den Eintritt in das Reich Gottes erschweren kann. Doch bei Gott ist alles möglich.
Theologische Interpretation
Matthäus 19 behandelt zentrale ethische und geistliche Themen im Horizont des Reiches Gottes. Auf die Frage der Pharisäer nach Scheidung antwortet Jesus mit einem Rückgriff auf den Schöpfungswillen Gottes: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (Mt 19,6). Ehe wird als bleibender Bund verstanden – ein Abbild der Treue im göttlichen Reich.
Jesus erkennt Mose an, aber überbietet ihn – das zeigt erneut die Erfüllung und Zuspitzung des Gesetzes im Reich Gottes. Scheidung war unter gewissen Bedingungen erlaubt, doch Jesu Ethik geht tiefer: Sie fragt nicht nach der Regel, sondern nach dem Ursprung Gottes.
Dann segnet Jesus die Kinder (Mt 19,13–15), obwohl die Jünger sie abweisen wollten. Seine Reaktion ist klar: „Denn solcher ist das Reich Gottes!“ Kinder stehen hier für Empfangsbereitschaft, Bedürftigkeit und Vertrauen.
Die Begegnung mit dem reichen Jüngling (Mt 19,16–30) ist hochbedeutsam. Der Mann will „das ewige Leben“ – doch als Jesus ihn auffordert, alles zu verkaufen und ihm zu folgen, geht er traurig davon. Jesus kommentiert: „Wie schwer wird ein Reicher ins Reich Gottes kommen!“ (Mt 19,23). Besitz kann den Blick auf Gottes Wirklichkeit verstellen – weil sie völlige Hingabe fordert.
Gleichzeitig betont Jesus, dass bei Gott selbst das Unmögliche möglich ist (Mt 19,26). Das Reich ist nicht durch menschliche Leistung erreichbar, sondern durch Gottes Gnade.
Petrus fragt nach dem Lohn – Jesus antwortet mit der Verheißung, dass Nachfolger hundertfach empfangen werden. Das Reich Gottes ist also auch ein Ort der Belohnung – nicht durch Verdienst, sondern durch Teilhabe an Gottes Wirklichkeit. Die Umkehrung der Maßstäbe – „die Letzten werden Erste sein“ – prägt das Denken des göttlichen Reiches grundlegend.
Leitthema aus heutiger Sicht: Ehe, Vertrauen und Nachfolge
Jesu Lehre zur Ehe hat in der heutigen Zeit Spannkraft. Während Ehen brüchiger werden, betonen viele christliche Ehevorbereitungen (z.B. „The Marriage Course“) die Dauerhaftigkeit als geistliche Berufung. Das Reich Gottes beginnt oft in gesunden Beziehungen.
Die Kindersegnung erinnert an kindlichen Glauben – in den 2020ern erleben Bewegungen wie „Kindern eine Stimme geben“ oder „Pray for Schools“, wie Kinder zum Segen werden, nicht bloß „zu betreuende Wesen“. Kinder sind Träger des Reiches Gottes.
Die Geschichte des reichen Jünglings fordert heraus: In einer Konsumgesellschaft ist Besitz oft mit Identität verknüpft. Viele junge Christen entscheiden sich bewusst für Minimalismus, Spenden oder Teilzeitarbeit, um Raum für Gottes Wirken zu schaffen. Projekte wie „Give Your 10%“ oder „Einfache Kirche“ setzen Zeichen gegen den Mammon.
Jesu Zusage vom Lohn der Nachfolge zeigt sich in Lebenszeugnissen: Missionare, Gemeindebauer oder Christen im sozialen Dienst berichten, wie sie äußeren Verlust, aber inneren Reichtum erlebt haben – das Reich Gottes zahlt in anderen Währungen.
Die Letzten, die zu Ersten werden – das erleben viele Migrantenchristen, Menschen mit Behinderung oder Konvertiten, die in der Kirche aufblühen. Das Reich Gottes wertet um – und schenkt Würde, wo Gesellschaft abschreibt.
Fazit
Matthäus 19 zeigt, wie das Reich Gottes Denken und Handeln durchdringt – von der Ehe bis zum Umgang mit Besitz. Jesu Anspruch ist hoch, aber getragen von Gnade. Wer wie ein Kind empfängt, wer loslassen kann, was ihn bindet, und wer Jesus nachfolgt, erfährt: Gottes Wirklichkeit beginnt jetzt. Und sie bringt ewigen Lohn.
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