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  Am
                                Morgen ließen sich Saron und seine Frau viel Zeit. Sie
                                machten einen kleinen Spaziergang durch den wunderbaren Wald, der
                                das Gasthaus umgab. Überall zwitscherten Vögel und sie
                                begegneten sogar zwei Eichhörnchen, Tiere, die Sarons
                                Gefährtin so sehr schätzte. Erfrischt und frohgemut
                                betraten sie den Gastraum, um mit den anderen zusammen das
                                reichhaltige Frühstück zu genießen. Darnach erhob
                                sich einer, offenbar der Sprecher der am Tag zuvor angereisten
                                Gruppe, und berichtete Saron, dass sie ein Team aus verschiedenen
                                Kirchengemeinden gebildet hätten mit dem Ziel, eine Aktion
                                gegen   Abtreibung durchzuführen. Geplant sei, vor einer
                                kleinen Klinik, in der nachgewiesener Maßen viele
                                Abtreibungen vorgenommen werden, eine mehrere Tage dauernde
                                Mahnwache abzuhalten mit dem Ziel, Frauen, die dort abtreiben
                                lassen wollten, zur Umkehr von ihrem Weg zu bewegen. Dass er,
                                Saron, in diesem Gasthaus sein würde, hätten man ihnen
                                gesagt und sie seien gekommen, um ihn zu bitten, sich an die
                                Spitze ihrer Gruppe zu stellen. Sie hätten sich überlegt,
                                dass er, da er selbst von Abtreibung bedroht gewesen sei,
                                hervorragend für diese Aufgabe geeignet sei. "Was
                                hältst du von unserem Vorschlag, Saron", beendete der
                                Sprecher seinen Vorschlag, "würdet ihr beide bei
                                unserem Vorhaben mitmachen?". "Zunächst einmal
                                möchte ich euch für euer Vertrauen danken und freue
                                mich, dass ihr euch dieses so wichtigen Themas annehmt. In der
                                Tat sagt Gott in Jeremia 1:5 : "Ich kannte dich, ehe ich
                                dich im Mutterleibe bereitete" und macht damit deutlich,
                                dass für ihn das Leben eines Menschen sogar schon vor der
                                ersten Zellteilung beginnt und er für das Ungeborene bereits
                                einen Plan hat. Viele vergessen, dass auch in unserem Land
                                Abtreibung nicht erlaubt ist, sondern nur straffrei gestellt
                                wird. Und sie vergessen auch, dass ein Kind schon in den ersten
                                Schwangerschaftswochen ein Mensch mit Rechten ist. Ein zwei
                                Wochen alter Embryo ist also kein ungeordneter Zellhaufen, den
                                man einfach entfernt, sondern juristisch ein Nasciturus, ein "in
                                Zukunft geboren werdender", der zum Beispiel erbberechtigt
                                ist.(1) Ja, euer Anliegen ist ein in vieler Hinsicht
                                gerechtes, das auch mir sehr zu schaffen macht: Trotz moderner
                                Verhütungs-methoden und guter Schulaufklärung gibt es
                                in Deutschland Jahr für Jahr inklusive einer Dunkelziffer
                                ungefähr 250.000 Abtreibungen (2), was gleichbedeutend ist
                                mit weggeworfenen künftigen Ärzten, Facharbeitern,
                                Lehrern, Altenpflegern und IT-Spezialisten usw.. Gleichzeitig
                                holen wir uns aber im Gegenzug Jahr für Jahr genau diese
                                Anzahl Menschen, nämlich 250.000 Ärzte, Facharbeiter,
                                Lehrer, Altenpfleger und IT-Spezialisten usw. in unser Land, weil
                                wir sie dringend benötigen.(3) Also, wir werfen die eigenen
                                Kinder weg und holen uns stattdessen die gut ausgebildeten Kinder
                                aus dem europäischen und außereuropäischen
                                Ausland zu uns und entziehen sie damit den ärmeren Ländern,
                                die diese Facharbeiter dringend für das Wohlergehen ihres
                                eigenen Landes bräuchten. Das macht mich ärgerlich und
                                traurig zugleich. Was für ein Volk sind wir? Müssen wir
                                uns an diesem modernen Kolonialismus beteiligen? Saron war
                                erregt. Seine Zuhörer hörten interessiert zu, als er
                                fortfuhr: "Manche Frau mag sagen: Mein Bauch gehört mir
                                und damit ihr Lebensrecht über das ihres Kindes stellen. Das
                                bedeutet aber letztendlich: Wiegt das Lebensgestaltungsrecht der
                                Frau mehr, muss das Kind sterben, stellen wir das
                                Lebensgestaltungsrecht des Kindes in den Vordergrund, bleiben
                                sowohl die Frau als auch das Kind am Leben! 
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