Die Brombeerfeen Eine Geschichte von saron |
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Große Freude durchzog den ganzen Wald: Lachen, Singen und Musik erklangen überall, und oben auf dem großen Feenhügel in der Mitte des Waldes, wo das große Fest stattfinden sollte, waren alle mit eifrigen Vorbereitungen beschäftigt. Kleine Tische wurden aufgebaut, an denen es die leckersten Köstlichkeiten zu essen gab: die Haselfeen hatten Haselnussstaub mit einer winzigen Menge Blütenstaub vermischt, das schmeckte ganz hervorragend, und die Holunderfeen verkauften Holundermark mit Honigkern, die Kornblumenfeen hatten viele geröstete Weizenkörner zubereitet und selbst die sonst so trägen Weißdornfeen hatten den leckersten Weißdornnektar mitgebracht. Jeder wollte etwas zu diesem wichtigsten Fest im Wald beitragen, zu dem alle eingeladen waren: die Feen, die Elfen, sogar die Trolle, Gnome und Schrate waren willkommen,nachdem sie vorher hatten feierlich schwören müssen, an diesem Tag zu jedermann lieb zu sein und niemanden zu ärgern oder ihm einen Streich zu spielen.
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„Und
mitgebracht haben die auch nichts! Wollen sich wohl auf unsere
Kosten satt essen!“ riefen ein paar Gnome, die ganz
vergessen hatten, dass auch sie nichts mitgebracht hatten. Und
als die kleinste der Brombeerfeen anfangen wollte zu weinen,
weil sie sich doch so auf das Fest gefreut hatte, sagte einer
der Trolle: „Seht nur, was für ein jämmerliches
Gesicht sie machen, die passen nicht auf unser Fest!“ Da
drehten sich die Brombeerfeen um und flogen schweren Herzens
fort, denn sie wollten nicht, dass es ihretwegen Streit geben
sollte. Elfenkind sagte leise:“Ihr wisst, dass ich jetzt zur Traumfee gehen muss, die am Ende des Waldes wohnt. Ich werde ihr dieses aus den guten ausgeträumten Träumen der Menschen gewebte Kleid zurückbringen und ein neues aus anderen Träumen gearbeitetes von ihr bekommen. Denn die Menschen sind eigenartige Wesen, sie hängen an ihren alten Träumen, diese werden dadurch wieder die neuen und so geht es Jahr um Jahr. Bis zum Morgengrauen muss ich dieses Kleid wieder abgeben.“ Da wünschten alle Elfenkind viel Glück, einige flogen nach Hause und andere feierten noch ein wenig. Elfenkind aber machte sich auf den Weg ans Ende des Waldes und nur ein paar Glühwürmchen begleiteten sie, um ihr den Weg zu leuchten. Nachdem sie eine Weile gegangen war, wurde sie müder und müder und weil da gerade so viel Moos wuchs, legte sie sich einen Augenblick hin, nur um ein wenig auszuruhen. Doch sogleich fielen ihr die Augen zu, und sie schlief ein. Aber was war das? Als sie aufwachte, konnte sie sich nicht mehr richtig bewegen. Irgendwer hatte ihre Arme festgebunden, ihren Kopf konnte sie nicht drehen und sogar ihre Beine hingen fest. Und im fahlen Licht des Mondes erkannte sie: die Brombeeren hielten sie gefangen. |
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Sie
hatte sich neben einem Brombeergestrüpp ausruhen wollen,
und die Ranken waren aus irgendeinem Grunde in der Nacht so
gewachsen, dass sie unter ihnen gefangen lag. Sie versuchte,
sich zu befreien, aber je mehr sie zog und bog, desto tiefer
drangen die Dornen in ihr Kleid und drohten, es zu zerreißen.
Das durfte aber auf gar keinen Fall geschehen, denn dann wären
einige Träume für immer verloren und die Menschen
brauchten sie doch. Elfenkinds Kraft ließ nach, ein paar
Tränen fielen auf das zarte Moos und die Bäume des
Waldes erzitterten und warfen ein paar Tautropfen auf ihre
wunden Händchen. Hatte nicht Saron, der Zauberer, sie vor
den Brombeerranken gewarnt? Aber sie hatte doch keinen Fehler
gemacht und nun lag sie hier so ganz alleine. Manchmal macht man
gar nichts falsch und gerät doch in eine große Not.
Aber alleine ist man nie! „Bleib ganz still liegen! Wir
helfen Dir!“ wisperte ein dünnes Stimmchen neben ihr
und dann bemerkte sie, dass viele kleine Brombeerfeen, die ja
nicht bei dem Fest mitmachen durften, unter dem Gebüsch
hervorkrochen und sogleich begannen, aufgeregt zwischen den
Ranken hin- und herzufliegen. Sie konnten das, weil sie viel
kleiner waren als Elfenkind, und sie lösten unter großer
Anstrengung das Kleid von den Dornen. Sie zerstachen sich dabei
ihre kleinen Fingerchen, und die blauen Kleidchen bekamen so
manchen Riss. Sie mussten alle Kraft aufbieten, um die schweren
Brombeerzweige hoch zu biegen, damit Elfenkind aufstehen und auf
den Weg zurückgehen konnte. „Warum habt ihr das
getan?“ fragte Elfenkind die kleinen Feen und streichelte
ihre zerstochenen Händchen. „Weil wir Dich doch so
sehr liebhaben“,
flüsterte die kleinste der Feen, die auf dem Fest geweint
hatte. „Und warum ward ihr nicht auf unserem schönen
Fest“, erkundigte sich Elfenkind weiter. „Wir
wollten nicht stören!“ sagten sie leise. Und
Elfenkind und alle Brombeerfeen fassten sich an und tanzten
einen Reigen. Dann bedankte sie sich noch einmal bei den kleinen
Feen und wanderte weiter, um bei Sonnenaufgang bei der Traumfee
zu sein. Und solltest du dich einmal gar nicht mehr an einen
schönen Traum erinnern können, dann ist vielleicht
gerade an dieser Stelle Elfenkinds Kleid ein wenig
zerrissen. Elfenkind steckte sie in ihr Haar. |
© 99 M. Latz (Bilder) © 99 P. Eitner (Text) |