Gandalachar |
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Elfenkind hatte das weiße von Goldfäden durchwirkte Kleid angezogen und ruhte an ihrem uralten Lieblingsbaum, der nach dem Winter noch keine Blätter hatte. Ihr rotes Haar wehte leicht im Wind, während sie zu Sarons Schloss hinübersah, das drüben am Rande der grauen Berge lag. Hätte sie gewusst, welche Freude ihr noch an diesem Tage widerfahren sollte, sie wäre unruhig auf und abgegangen, aber so ist es eben manchmal: man weiß am Morgen eines Tages noch nicht, dass man jemanden treffen wird, den man nie wieder vergisst. |
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Schon
von weitem hörte man das Raunen und Schwirren der vielen
aufgeregten Feen, die sich dort eingefunden hatten und dann sah
sie ein schönes Wesen in grüner Gewandung, das mit
klugen Augen dem Treiben der Feen zuschaute. Als es Elfenkind
erblickte, erhob es sich von seinem Platz und sagte mit leiser
aber fester Stimme: „Gandalachain“. Hatte
sie doch geglaubt, diese Sprache sei ausgestorben seit die Elfen
zu den Grauen Anfurten gezogen waren, um nach Ophir
fortzusegeln. |
Ein
erstauntes und ärgerliches Raunen ging durch den Feenwald,
denn bei den Feen ist es wie bei vielen Menschen: Versteht man
einmal etwas nicht, hält man es gleich für
schlecht. |
„Für
immer“ ,wiederholte der Elf und setzte hinzu: „Ihr
seid lieb,
ihr Feen!“
Elfenkind
wandte sich, um zum Bach zurückzugehen. |
Als
sie am Bach ankam, war ihr ein wenig weh ums Herz: die alten
Geschichten gingen ihr durch den Sinn und der schöne
Elf. „Gandalachar“
, flüsterte sie, „sei für immer gesegnet!“ ©2003 Paul Eitner |