Der kleine Stern
Eine Geschichte von Saron |
„Kommt
schnell!“, rief eine kleine Vergissmeinnichtfee den
anderen Feen zu, die sich an diesem Tag zum Bach aufgemacht
hatten, um ihre wunderschönen Kleider zu waschen. „Im
Wald liegt etwas ganz Merkwürdiges, es glitzert und funkelt
wie die Sonne, aber ich glaube, es ist gar keine Sonne!" Endlich
kamen sie in das kleine Tal, wo die Birken wachsen und da
konnten nun alle das Wunder bestaunen: „Papperlapapp," knurrte ein Troll, „ihr Feen könnt nur spielen und seid schön anzusehen, aber wenn es Probleme gibt, bringt ihr nichts zustande!" Vorsichtig ging er näher an das Leuchten heran, bückte sich, hob es mutig auf und..... musste schallend lachen. „Ein Stück Sonne? Nein, das hier ist ein kleiner goldener Stern, den irgend ein Mensch verloren haben mag, und das Glitzern kommt von den Steinen, vielleicht..." , und er schaute sich den Stern noch einmal ganz genau an, „vielleicht sind das Diamanten!" „Gold?"
,riefen die Feen entzückt, „Diamanten? Dann kommen
gute Zeiten, dann sind wir ja reich!" -„Warum seid
ihr
reich?" ,entrüstete sich der Troll, „ich
habe den Stern aufgehoben, ich
war
so mutig, also gehört er jetzt mir!" - „Dir, du
dummer Troll?“ ,empörten sich einige Feen, „eine
von uns hat ihn gefunden. Uns
gehört er, uns ganz alleine!" Und zwei Holunderfeen
regten sich so auf, dass sie dem Troll den Stern aus der Hand
schlugen, bevor die Vergissmeinnichtfee einwenden konnte, dass
sie den Stern doch ganz alleine gefunden habe, er also folglich
ihr gehören müsse. Und da war schnell der größte
Streit im Gange, einige Trolle zerrten so an den Kleidern der
Feen, dass diese zerrissen, etliche Feen kreischten herum,
andere schubsten sich gegenseitig zur Seite und manch eine trug
gar eine kleine Verletzung davon. |
„Die
Feen haben angefangen!“, meinte einer der Trolle zu seiner
Entschuldigung sagen zu müssen, denn bei einem Streit haben
ja stets die anderen die Schuld. Als
er nun herbeigeflogen war, setzte er sich auf eine Moosblume und
alle warteten gespannt, was jetzt geschehen würde. Da nahm
Elfenkind aus der Tasche ihres Kleides eine dünne,
glänzende Schnur, die geflochten war aus den unerfüllten
Wünschen der Menschen, befestigte den kleinen Stern daran
und hängte die Schnur dann dem Schmetterling um den Hals.
„Flieg Schmetterling!" rief sie, „lass den
Stern leuchten über dem Wald!" - Ganz aufgeregt vor
Freude, eine so wichtige Aufgabe bekommen zu haben, erhob er
sich, und drehte einige Runden über dem Tal. Der kleine
Stern funkelte und strahlte so schön, dass die Feen
begeistert klatschten und sogar die Trolle zustimmend nickten
„Vielleicht wird es jetzt ja ein wenig heller im Wald,
dann können wir die Rosenfeen besser ärgern!",
meinte ein Bergtroll, der sich inzwischen zu den anderen gesellt
hatte. „Wie schön du aussiehst, lieber
Schmetterling!" riefen die Feen. „Du musst jetzt oft
über unseren Wald fliegen. Verzeih uns, wenn wir nicht nett
zu dir waren, aber nun haben wir dich
lieb!" Der so Angesprochene wusste gar nicht, wie
ihm geschah, denn eben hatte ihn noch niemand gemocht, und jetzt
klatschten alle für ihn. Und
wenn es gerade dunkel ist, dann laufe zum Fenster und sieh
hinaus. |
©2004P.Eitner |