Abgeschickt von tho am 12 Januar, 2004 um 16:33:56:
Antwort auf: Definition fuer Liebe von ?Hansi? am 20 Oktober, 2002 um 23:57:32:
:
: Hi,
: kuerzlich las ich auf einer Einladungskarte zu einer Hochzeit den folgenden
: Text von Antoine de Saint Exupery:
:
: Liebe bedeutet nicht,
: sich staendig einander
: anzusehen, sondern
: gemeinsam in die gleiche
: Richtung zu blicken.
:
: So viel ich von Antoine auch halte. Sein Buch "der kleine Prinz" liebe ich
: geradezu! Doch seine obige Definition f. Liebe, mir gefaellt sie nicht.
: Antoine dachte beim Schreiben dieser Def. sicherlich nicht an die Liebe mit
: der Zusatzbezeichnung "Sex". Auch meinte er wohl nicht die Naechstenliebe.
: Er redete ganz gewiss von Partnerschaftsliebe. Nur, muss man da wirklich
: bei allem in die "gleiche Richtung" blicken?
: Da jeder Mensch doch ein bisschen anders ist, beinhaltet obige Def. nicht
: dann automatisch das "Recht", den anderen so hinzubiegen, wie man ihn haben
: will? Bzw., heisst das nicht Selbstverleugnung (aus Liebe)? Die eigenen
: Neigungen, Wuensche und Traeume dauerhaft verleugnen, um dem anderen zu
: gefallen?
: So etwas, das passiert doch hoechstens am Anfang einer Beziehung und kann
: auf Dauer nicht gut gehen. Derjenige, der sich dauernd selbst verleugnet -
: und wenn´s auch nur aus "Liebe" zum anderen ist -, der wird mit der Zeit
: entweder depressiv oder aggressiv oder beides. Er funktioniert ja nur noch
: (auf Knopfdruck). Eine solche Beziehung - von Liebe will ich da mal gar
: nicht reden, eher von emotionaler Abhaengigkeit - ist dem Tode geweiht.
: Jetzt meinen vielleicht manche von euch, dass dieses "sich zurueckstellen"
: von beiden Seiten geschehen muss. Und wie stellt ihr euch das vor? Per
: Vereinbarung, die eine Woche der, die andere der? Oder jeder ein bisschen?
: Was ist denn so schlimm daran, wenn ein Paar zwei Zahnpastatuben hat, weil
: es sich bezueglich Geschmack und Tubendruecktechnik nicht einig werden
: kann?
: Also, ich wuerd´ mal sagen, Antoines Text gehoert ein wenig umgeschrieben:
: Verknallt sein, das bedeutet,
: sich einander staendig anzusehen
: und zugleich gemeinsam in eine
: Richtung zu blicken.
:
: Ach ja, meine sicherlich in den Augen mancher (ebenfalls) hinkende
: Definition fuer Liebe lautet so:
: (Partnerschaftliche) Liebe bedeutet,
: immer und immer wieder auf
: den anderen zuzugehen, ihn so
: zu akzeptieren wie er ist,
: auch wenn man sein Verhalten
: manchmal nicht versteht,
: und ihn nicht versuchen zu aendern,
: da man sowieso nur sich selbst aendern kann.
:
: Auf der Basis meiner Def. f. Liebe ist es den Partnern moeglich, sich
: geistig und emotional zu entfalten. Bei dieser Art von Liebe haben beide
: Partner Luft zum Atmen. Wenn zwei auf dieser Basis eine Ehe gruenden, dann
: ist ein dauerhafter Bestand dieser Partnerschaft sehr wahrscheinlich.
: Wer jedoch auf Antoines Def. f. L. seine Partnerschaft aufbaut, der muss
: damit rechnen, dass nach ein paar Jahren die Blickrichtungen nicht mehr
: parallel verlaufen, und da man es nicht gelernt hat, dem anderen seine
: Freiheit und Eigenstaendigkeit zu goennen, fuehrt dann dieser Zustand zu
: fundamentalen Streitigkeiten, zum Tod der Liebe und somit auch zum Tod der
: Partnerbeziehung. (Die am meisten Leidtragenden, das sind dann die
: betroffenen Kinder - wuerde ich mal sagen.)
: Wie stand es doch vor ein paar Monaten in der Zeitschrift "Psychologie
: heute"?
: "Es gibt keine Partnerbeziehungen
: ohne Krachs.
: Die Toleranzfaehigkeit der Partner
: entscheidet letztlich darueber, ob
: eine Partnerschaft dauerhaft
: Bestand hat oder nicht."
:
: Schoene Gruesse
: ?Hansi?
:
: P.S.:
: Warum ich euch diese Gedanken von mir schicke? Weil ich
: das Gefuehl habe, dass viel zu viele Menschen Antoines
: Definition fuer Liebe sich verinnerlicht haben.
: Was glaubt ihr, wie schnell Gottes Liebe zu euch
: verschwunden waere, wenn seine Liebe zu uns auf
: Antoines Definition fuer Liebe basieren wuerde.
: "Ja Gott! Klar! Der! Dem seine Liebe ...!" Hey Leute,
: Jesus ist unser Bruder, und seine Liebe zu uns ist so
: gross wie die Liebe Gottes zu uns. Die Apostel haben
: sich sicherlich Jesus zum Vorbild gemacht. Gott hat uns
: nach seinem Abbild geschaffen, so kann man´s in der
: Bibel lesen. Was also ist daran abwegig, wenn man sich
: bemueht, so zu sein wie es Gott im Idealfall gern von
: uns haette? Na klar, wir werden versagen, immer wieder,
: immer wieder. Na und? Dafuer sind wir Menschen. Dafuer
: hat sich Jesus fuer uns geopfert. Aber von vornherein
: die Fluegel haengen zu lassen und zu sagen, "das schaff´
: ich eh nicht", das ist nicht die Haltung, die sich Gott
: von uns wuenscht.
: "Immer und immer wieder auf den anderen zugehen ...", so
: habe ich´s in meiner Definition geschrieben. Wisst ihr,
: warum ich das tue? Weil Gott es auch tut. Immer und
: immer wieder. Und ich bin froh darueber. Sehr froh. Wenn
: er es nicht taete, ich waere verzweifelt, es waere
: eine Katastrophe!
: "Wir werden spaeter mal nach unseren eigenen Massstaeben
: gerichtet", so kann man´s im NT lesen. Wenn ich mir
: erhoffe, dass Gott immer und immer wieder auf mich zukommt,
: dann ist es doch nur recht und billig, wenn ich mich
: bemuehe, mich meinen Mitmenschen gegenueber auch so zu
: verhalten.
: (Je mehr Verliebte so denken, desto weniger Scheidungskinder
: wird es geben.)
: H. / K.
Es ist so viel leichter, an der Seite von einem geliebten Menschen durchs Leben zu gehen.
Hofman