Abgeschickt von Gyô no Gôtô am 28 November, 2004 um 18:01:13:
Antwort auf: Re: Atheismus und Leben nach dem Tod von Saron am 21 Juni, 2004 um 19:47:31:
Lieber Saron,
Aus deinem Artikel höre ich heraus dass es deiner Meinung nach die einzig richtige Möglichkeit ist, sein Leben zu verbringen, an Gott zu glauben und sich somit die jeweils beste Lösung für seinen Tod - oder wenn man so will sein Leben nach dem Tod - zu sichern.
Das klingt ansich zunächst schlüssig und logisch. Glaubt an Gott und ihr kommt zumindest nicht in die Hölle.
Für einen Gläubigen mag dies ja eine weitere Bestätigung sein, an Gott zu glauben und ihn zu lieben. Aber einen Atheisten als Nicht-Gläubiger wird deine kleine 1:0-Einlage nur lächerlich finden und das, möglicherweise auch aus der Sicht eines Gläubigen, mit gutem Grund.
Ich denke jeder der sich selbst als Atheist bezeichnet hat sich selber schon einmal die Frage gestellt, ob es Gott vielleicht nicht doch gibt bzw. was ist, wenn es ihn gibt. Dann ist er sicherlich auch auf den von dir ausgeführten Aspekt über die Jenseitsvorstellung gestoßen. Wäre er also nicht von seinem Glauben bzw. Nicht-Glauben an Gott überzeugt würde er wahrscheinlich aus praktischen Gründen anfangen, an Gott zu glauben, was nach dir ja nicht sehr schwer sein sollte. Er tut es aber nicht, da er wie gesagt überzeugt von seiner Meinung ist und das zurecht, denn keiner kann ihm je das Gegenteil beweisen.
Außerdem halte ich das Wort JenseitsVORSTELLUNG für einen sehr wichtigen Begriff. Zwar steht in der Bibel geschrieben, nach dem Tod folge Himmel oder Hölle, aber wer kann das beweisen? Wenn wir von wissenschaftlichen Sterbephasen- und Nahtoterlebnissen absehen, und dies einmal ganz religiös kritisch betrachten, dann ist es doch möglich das es zwar Gott gibt, nicht aber Himmel und Hölle. Vielleicht werden wir zb. nach unserem Tod wiedergebohren o.ä. Natürlich könnte man nun die Wissenschaft wiederaufgreifen und sagen, zb. Nahtoterlebnisse beweisen, dass es einen schönen Ort, nennen wir ihn Himmel, nach dem Leben gibt. Hiergegen spricht allerdings Sterbeforscherin Nr.1 Elisabeth Kübler-Ross selber, denn sie behauptet - aus Erfahrung - zu wissen, dass man weder an Gott noch sonst etwas glauben muss, um in den sogenannten Himmel zu kommen.
Gleichzeitig ist außerdem bewiesen, dass vieles in der Bibel nicht stimmt oder passiert ist. Wieso sollte, wenn es einen Himmel gibt, dieser nur für Glaubige zutrittlich sein? Es gibt doch auch Nichtraucherabteile in Zügen, aber solange er dort nicht raucht darf doch auch jeder Raucher dort sitzen oder umgekehrt. Wie oder was man ist spielt hier weniger die Rolle als wie man sich zu entsprechender Situation verhält oder nicht verhält, oder?
Ganz zum Schluss noch eine moralische Frage: Ist es richtig die Frage des Glaubens durch solch eine Art Wettstreit wie bei einem Fussballspiel zu beantworten? Wenn man wirklich nach der Frage des GAUBENS geht erscheint mir persönlich eine solche Art der Beweisführung als unmoralisch, sei es doch schließlich eine "Sache des Herzens" dass man glaubt oder auch nicht. Damit stellst du nicht einmal klar, ob es Gott gibt oder nicht, sondern eben nur dass es in jeden Fall als "Lebensversicherung" diehnt an ihn zu glauben. Eine solche schließt man schließlich ab in der Hoffnung, sie niemals (ernsthaft) beanspruchen zu müssen. Und sollte es Gott wirklich geben, sollte er sicherlich nicht nur ein Mittel zum Zweck sein.
Alles Liebe, Gyô no Gôtô...