Texterläuterung
Kapitel 5 beginnt mit einem dramatischen Ereignis: Hananias und Saphira verkaufen ein Grundstück, geben aber nur einen Teil des Erlöses an die Gemeinde, obwohl sie vorgeben, alles zu spenden. Petrus durchschaut die Lüge nicht gegenüber Menschen, sondern gegenüber dem Heiligen Geist. Beide fallen tot um. Diese Begebenheit löst große Ehrfurcht in der Gemeinde aus.
Im Anschluss wird berichtet, dass die Gemeinde weiter wächst und viele Wunder durch die Hände der Apostel geschehen. Die Menschen bringen Kranke herbei, in der Hoffnung, dass auch nur der Schatten des Petrus sie berühre. Der Dienst der Apostel ist öffentlich, mächtig und segnend aber er ruft auch erneut die Sadduzäer auf den Plan. Die Apostel werden verhaftet.
Ein Engel befreit sie in der Nacht aus dem Gefängnis mit der Aufforderung, im Tempel weiterzupredigen. Am nächsten Tag stehen sie wieder vor dem Hohen Rat. Auf die Frage, warum sie dem Verbot zuwiderhandeln, antwortet Petrus: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Er bezeugt erneut die Auferstehung Jesu.
Ein Todesurteil scheint möglich, doch der Pharisäer Gamaliel rät zur Vorsicht. Falls dieses Werk von Menschen sei, werde es scheitern sei es aber von Gott, könne man es nicht aufhalten. Die Apostel werden freigelassen, nicht ohne vorher ausgepeitscht zu werden. Sie aber freuen sich, für den Namen Jesu leiden zu dürfen und hören nicht auf, täglich zu lehren.
Theologische Interpretation
Zwei gegensätzliche Bewegungen prägen dieses Kapitel: Aufrichtigkeit und Heuchelei, göttliche Kraft und menschlicher Widerstand, Furcht und Freude. Die Geschichte von Hananias und Saphira zeigt, dass die frühe Gemeinde nicht nur eine Bewegung der Gnade, sondern auch der Heiligkeit ist. Wer vorgibt, sich Gott ganz hinzugeben, und dabei bewusst täuscht, bringt sich in große Gefahr. Nicht der Besitz ist das Problem, sondern die Unwahrhaftigkeit.
Im Gegensatz dazu stehen die Apostel, die trotz Verfolgung und Prügel standhaft bleiben. Ihr Satz Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen wird zu einem Schlüsselwort christlicher Ethik. Und Gamaliels Einschätzung eröffnet die Möglichkeit, dass auch Gegner erkennen müssen: Gottes Werk ist nicht aufzuhalten.
Leitthema aus heutiger Sicht: Integrität und Glaubensfreiheit
Das Kapitel stellt zwei große Herausforderungen: Ehrlichkeit im Inneren und Treue im Äußeren. Die Geschichte von Hananias und Saphira erinnert daran, dass christliche Gemeinschaft nur trägt, wenn Wahrheit und Transparenz herrschen. Zugleich zeigt das Kapitel: Wer in seinem Glauben konsequent lebt, wird an Grenzen stoßen aber nicht untergehen.
Ein heutiges Beispiel ist der südafrikanische Bischof Peter Storey, der in den 1980er-Jahren während der Apartheid-Regierung offen gegen Rassentrennung, Ungerechtigkeit und Polizeigewalt predigte. Trotz ständiger Überwachung, Anfeindung und Gefahr für Leib und Leben hielt er an der Wahrheit des Evangeliums fest und setzte sich für Versöhnung, Gleichheit und Frieden ein. Seine Integrität war unerschütterlich wie die der Apostel.
Zusammenfassung
Apostelgeschichte 5 zeigt, dass die Gemeinde nicht konfliktfrei ist weder innerlich noch äußerlich. Aber sie lebt aus der Wahrheit und dem Geist. Wer wie die Apostel Gott mehr gehorcht als Menschen, wird Widerstand erfahren aber auch Freude, Kraft und Bestätigung. Das Reich Gottes wächst nicht durch Kompromiss, sondern durch Treue.