Josua 2 – Glaube hinter feindlichen Mauern


Texterläuterung

Noch bevor das Volk Israel den Jordan überschreitet, schickt Josua zwei Kundschafter aus, um Jericho, die erste große Festung im verheißenen Land, auszukundschaften. Diese Spione finden Zuflucht im Haus einer Frau namens Rahab, die als Hure bezeichnet wird. Bereits diese Wahl ist bemerkenswert: In einer Gesellschaft, in der Rang und Reinheit hochgehalten werden, wird eine gesellschaftlich geächtete Frau zur Schlüsselperson für Gottes Plan.

Rahab versteckt die Spione auf dem Dach ihres Hauses unter Flachsstängeln. Als der König von Jericho erfährt, dass Spione im Land sind, sucht er sie genau dort. Doch Rahab lügt – sie behauptet, die Männer seien bereits gegangen – und riskiert damit ihr Leben. Warum? Ihre Erklärung ist zentral:

„Ich weiß, dass der HERR euch das Land gegeben hat […] denn der HERR, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde.“ (V. 9–11)

Rahab glaubt an einen Gott, den sie nur vom Hörensagen kennt – und vertraut ihm mehr als ihrem eigenen Volk. Sie bittet um Rettung für sich und ihre Familie, wenn Israel Jericho zerstört. Die Spione versprechen ihr Schutz, wenn sie ein rotes Seil aus dem Fenster hängt – ein Zeichen ähnlich dem Blut an den Türpfosten beim Passah (2. Mose 12).

Das Kapitel endet mit der Rückkehr der Spione, die berichten: „Der HERR hat das ganze Land in unsere Hand gegeben.“ (V. 24). Rahabs mutiger Glaube wird zum Wendepunkt der gesamten Unternehmung.

Was ich Positives aus der Lektüre mitnehmen kann

Reales Beispiel: Sophie Scholl – Mut im Angesicht der Mächtigen

Ein modernes Beispiel für mutigen Glauben hinter feindlichen Mauern ist Sophie Scholl. Als junge Studentin der „Weißen Rose“ stellte sie sich mit Flugblättern gegen das nationalsozialistische Regime – nicht aus politischem Ehrgeiz, sondern aus tiefer christlicher Überzeugung.

Wie Rahab riskierte sie ihr Leben für die Wahrheit. In ihrem letzten Verhör sagte sie:

„Was wir sagten und schrieben, das denken ja so viele. Nur wagen sie nicht, es auszusprechen.“

Sie wurde 1943 mit nur 21 Jahren hingerichtet. Doch ihr Zeugnis lebt. Wie bei Rahab zeigt ihre Geschichte: Gott gebraucht Menschen, die ihm glauben – unabhängig von Herkunft, Vergangenheit oder gesellschaftlicher Stellung.

Fazit:
Josua 2 erinnert daran, dass echter Glaube keine perfekten Voraussetzungen braucht – sondern Mut und Vertrauen. Rahab hatte keine religiöse Ausbildung, keinen besonderen Ruf, keine äußere Qualifikation. Doch ihr Handeln aus Glauben veränderte die Geschichte. Wer heute glaubt, darf wissen: Gott gebraucht auch uns – oft genau da, wo wir es nicht erwarten.