Josua 16 – Verheißung empfangen, aber nicht vollendet


Texterläuterung

Josua 16 beschreibt die Zuteilung des Erbes an den Stamm Joseph, der in seinen beiden Söhnen Ephraim und Manasse repräsentiert wird. Sie erhalten ein besonders fruchtbares und strategisch bedeutendes Gebiet im zentralen Hügelland Kanaans – zwischen Jordan und Mittelmeer.

Die Grenzbeschreibung beginnt in Jericho, verläuft über Bethel, Atarot und Mikmetat und endet bei Gezer am Meer (V. 1–3). Ab Vers 5 wird das Gebiet Ephraims detaillierter beschrieben. Es handelt sich um das südliche Teilgebiet Josephs, während Manasse in Kapitel 17 folgt.

Besonders auffällig ist Vers 10:
„Sie vertrieben die Kanaaniter nicht, die in Gezer wohnten; so blieben die Kanaaniter mitten unter Ephraim bis auf diesen Tag und wurden fronpflichtig.“

Diese kleine Anmerkung hat große theologische Bedeutung: Ephraim gehorchte Gottes Auftrag nicht vollständig. Obwohl sie militärisch überlegen waren, duldeten sie die Kanaaniter – was später zur geistlichen Gefahr wird (vgl. Richter 1,29). Halber Gehorsam wird zum Nährboden für zukünftige Untreue.

Was ich Positives aus der Lektüre mitnehmen kann

Reales Beispiel: William Whiting Borden – Kein halber Einsatz

Ein starkes Kontrastbeispiel zu Ephraims Zögern ist das Leben von William Whiting Borden (1887–1913). Er war Millionenerbe, Yale-Absolvent und hätte ein Leben in Luxus führen können. Doch nach einer Weltreise entschloss er sich, sein Leben ganz Gott zu weihen – mit dem Ziel, ein muslimisches Nomadenvolk in China zu erreichen.

Er gab sein Erbe großzügig für soziale und missionarische Zwecke hin, studierte Theologie, lernte Arabisch – und reiste schließlich nach Ägypten zur Vorbereitung. Dort erkrankte er an Meningitis und starb mit nur 25 Jahren.

Viele hielten sein Leben für „verschwendet“. Doch in seinem Tagebuch standen drei Worte:
„No reserves. No retreats. No regrets.“
(Keine Rücklagen. Kein Zurück. Kein Bedauern.)

Borden zeigt: Gehorsam ist nicht an den sichtbaren Erfolg gebunden. Was zählt, ist die Treue. Ganz – nicht halb.

Fazit:
Josua 16 erinnert daran: Ein Erbe Gottes ist wertvoll – aber auch verpflichtend. Wer Gottes Segen empfängt, muss entschlossen handeln. Sonst bleibt das Werk unvollendet und die Gefahr wächst.