Josua 18 – Die Mitte suchen und mutig handeln


Texterläuterung

Nach der Zuteilung des Landes an Juda, Ephraim und Manasse (Kap. 15–17) versammelt Josua nun das ganze Volk in Silo, wo das Zelt der Begegnung aufgestellt wird (V. 1). Damit erhält der Gottesdienst im neuen Land erstmals eine feste Mitte – ein geistlicher Mittelpunkt inmitten des geographischen Erbes.

Doch es wird deutlich: sieben Stämme haben ihr Erbe noch nicht in Besitz genommen. Josua fragt sie direkt:

„Wie lange wollt ihr säumen, hinzugehen und das Land in Besitz zu nehmen, das euch der HERR […] gegeben hat?“ (V. 3)

Das ist eine geistliche Mahnung: Die Verheißung liegt bereit – aber sie wird nicht automatisch Wirklichkeit. Josua beauftragt drei Männer pro Stamm, das Land zu vermessen und aufzuschreiben. Anschließend wird das Los geworfen, und Benjamin erhält sein Erbteil zwischen Juda und Ephraim (V. 11–28). Detailliert werden die Grenzlinien und die Städte des Stammes Benjamin beschrieben – darunter wichtige Orte wie Jericho, Bethel und Jerusalem (noch von Jebusitern besetzt).

Die zentrale Botschaft des Kapitels: Gott hat das Land gegeben – aber das Volk muss aktiv werden, um es zu empfangen.

Was ich Positives aus der Lektüre mitnehmen kann

Reales Beispiel: Florence Li Tim-Oi – Erste ordinierte Pfarrerin in der Anglikanischen Kirche

Florence Li Tim-Oi (1907–1992) war die erste Frau, die in der anglikanischen Kirche zur Priesterin ordiniert wurde – 1944 in China, inmitten des Krieges.

In einer Zeit, als Frauen weltweit vom ordinierten Amt ausgeschlossen waren, übernahm sie mutig Verantwortung: Sie leitete unter schwierigsten Bedingungen eine Gemeinde in Macau, spendete Sakramente, predigte und diente den Armen.

Nach dem Krieg wurde sie unter starkem Druck gebeten, keine priesterlichen Aufgaben mehr wahrzunehmen – sie fügte sich äußerlich, aber nicht innerlich. Ihre Berufung war klar – sie lebte sie weiter, bescheiden, aber treu. Jahrzehnte später wurde ihre Ordination offiziell anerkannt.

Wie die sieben Stämme war Florence mit einer Zusage konfrontiert – doch sie hätte warten, schweigen, sich zurückziehen können. Stattdessen handelte sie im Vertrauen:

„Wenn Gott ruft, darf ich nicht zögern.“

Fazit:
Josua 18 erinnert daran, dass Gottes Verheißungen oft schon bereitliegen – aber es braucht Gehorsam und Entschlossenheit, sie in Besitz zu nehmen. Der geistliche Mittelpunkt in Silo fordert uns auf, auch im Alltag unsere Mitte in Gott zu finden – und mutig voranzugehen.