Zusammenfassung
Jesus lehrt am See Genezareth. Als er die Boote der Fischer sieht, bittet er Simon, etwas vom Ufer abzulegen, um von dort zu predigen. Danach fordert er ihn zum Fischfang auf. Trotz nächtlicher Erfolglosigkeit gehorcht Simon – und erlebt ein Wunder: Die Netze füllen sich übermäßig. Er erkennt seine Sündigkeit, doch Jesus sagt: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“ Simon, Jakobus und Johannes verlassen alles und folgen ihm. Jesus heilt einen Aussätzigen und vergibt einem Gelähmten die Sünden, was Empörung bei Schriftgelehrten auslöst. Doch durch das Heilungswunder bestätigt Jesus seine Vollmacht. Danach beruft er Levi, einen Zöllner, der ein Gastmahl für ihn gibt. Die Pharisäer kritisieren Jesu Umgang mit Sündern. Jesus antwortet: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ Auf Fragen zum Fasten erwidert er mit dem Bild vom Bräutigam: Jetzt ist Zeit der Freude. Neue Zeit braucht neue Schläuche.
Theologische Interpretation
Lukas 5 zeigt Jesus als den barmherzigen Heiler und Rufenden. Seine Wunder sind Zeichen des Reiches Gottes – aber sie geschehen im Alltag einfacher Menschen. Besonders die Berufung des Petrus steht exemplarisch: Auf Jesu Wort hin wirft er trotz Zweifel die Netze aus – und wird Zeuge des Übernatürlichen. Seine Reaktion („Ich bin ein sündiger Mensch“) zeigt: Die Heiligkeit Christi überführt zum Glauben. Jesu Antwort offenbart sein Ziel: Menschen fangen – nicht im Sinne von Zwang, sondern Einladung zum Leben. Auch die Heilung des Aussätzigen und die Vergebung des Gelähmten unterstreichen: Jesus bringt nicht nur körperliches Heil, sondern umfassende Wiederherstellung – inklusive Sündenvergebung. Dies macht seine göttliche Autorität sichtbar. Levi (Matthäus) steht für die Außenseiter: Als verachteter Zöllner wird er gerufen – und folgt. Das Evangelium gilt den Randständigen. Jesus nennt sich Arzt – nicht für die Selbstgerechten, sondern für die Bedürftigen. Die Bilder vom Bräutigam, neuen Kleidern und Schläuchen deuten auf die neue Zeit: Das Reich Gottes ist angebrochen. Es kann nicht in alte Formen gezwängt werden.
Aktualisierung
Petrus’ Erfahrung auf dem See erinnert an viele Berufungen heute: Menschen folgen dem Ruf Jesu, obwohl sie sich ungenügend fühlen. Das Netzwerk „fishing.net“ oder Bewegungen wie „Jüngerschaftskurse“ greifen das Bild vom „Menschenfischen“ neu auf. Die Heilung des Aussätzigen sensibilisiert für heutige Ausgeschlossene: Ob Wohnungslose, psychisch Erkrankte oder Geflüchtete – auch sie brauchen Berührung, Würde, Annahme. Die Geschichte des Gelähmten erinnert daran, dass echter Glaube oft ein Miteinander braucht: Freunde, die tragen. In der heutigen Gemeinde ist das z.B. in Seelsorge-Teams oder Hauskreisen sichtbar. Levi zeigt: Niemand ist zu weit weg. In Initiativen wie „Celebrate Recovery“ bekehren sich Menschen mit schwieriger Vergangenheit – oft in Gemeinschaften, die Jesu Barmherzigkeit vorleben. Jesu Wort vom „neuen Wein in neuen Schläuchen“ fordert auch die Kirche heraus: Wo Strukturen das Leben ersticken, braucht es geistliche Erneuerung. Neue Ausdrucksformen (z.B. Hauskirchen, digitale Gemeinschaften) können helfen, den frischen Wein des Evangeliums aufzunehmen.
Fazit
Lukas 5 ist ein Kapitel voller Berufung, Heilung und Erneuerung. Jesus begegnet Menschen im Alltag, berührt Ausgegrenzte, vergibt Schuldige und ruft Nachfolger. Seine Liebe gilt nicht den Angepassten, sondern den Hungrigen. Das Reich Gottes wächst dort, wo Menschen auf Jesu Wort hin handeln – und bereit sind, alte Netze, alte Schläuche und alte Denkweisen hinter sich zu lassen.
Studienfragen