Ruth 1 – Treue über Grenzen hinweg

Das Buch Ruth beginnt mit einer Tragödie, die jedoch zu einer der schönsten Geschichten über Treue, Hingabe und göttliche Vorsehung führt. In den Tagen der Richter herrscht eine Hungersnot in Israel. Ein Mann namens Elimelech zieht mit seiner Frau Naomi und ihren zwei Söhnen nach Moab, einem Land außerhalb Israels. Dort sterben Elimelech und später auch die beiden Söhne, die inzwischen moabitische Frauen geheiratet hatten: Orpa und Ruth. Naomi bleibt als trauernde Witwe mit ihren beiden Schwiegertöchtern zurück. Doch dann hört sie, dass Gott sein Volk wieder gesegnet hat und es in Israel wieder Brot gibt. Also beschließt sie, nach Bethlehem zurückzukehren. Unterwegs rät sie ihren Schwiegertöchtern, in Moab zu bleiben, um dort ein neues Leben zu beginnen. Orpa folgt diesem Rat – doch Ruth weigert sich, Naomi zu verlassen. Stattdessen spricht sie die berühmten Worte: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ (Ruth 1,16) Ruth zeigt eine beeindruckende Hingabe und Liebe zu Naomi. Sie entscheidet sich, mit ihr nach Israel zu gehen, obwohl sie selbst keine Zukunft dort hat. Als sie in Bethlehem ankommen, ist Naomi voller Bitterkeit über ihr Schicksal. Sie sagt: „Nennt mich nicht mehr Naomi (die Liebliche), sondern Mara (die Bittere), denn der Allmächtige hat mich sehr betrübt.“ Doch das Kapitel endet mit einem Hoffnungsschimmer: Es beginnt gerade die Gerstenernte – ein Hinweis darauf, dass Gott neue Wege für Ruth und Naomi bereitet.

Welche Lehren ich für das heutige Leben daraus ziehen kann:

  1. Treue in schweren Zeiten zahlt sich aus. Ruth blieb Naomi treu, obwohl sie nichts erwarten konnte.
  2. Auch aus tiefster Trauer kann Gott etwas Gutes entstehen lassen. Naomi fühlte sich verlassen – doch Gott hatte einen Plan.
  3. Unsere Entscheidungen können uns zu ungeahnten Segnungen führen. Ruths Wahl, bei Naomi zu bleiben, öffnete ihr den Weg in eine völlig neue Zukunft.
  4. Gott versorgt uns oft auf Wegen, die wir nicht erwarten. Die beginnende Ernte symbolisiert Hoffnung und Neuanfang.

Reales Beispiel: Susanna Wesley – Treue und Hingabe trotz Schwierigkeiten
Ein beeindruckendes Beispiel für Treue, Opferbereitschaft und Gottvertrauen ist Susanna Wesley, die Mutter von John und Charles Wesley, den Gründern des Methodismus. Susanna lebte in einer Zeit großer wirtschaftlicher Not und persönlicher Herausforderungen. Ihr Ehemann war oft abwesend, sie verlor neun ihrer 19 Kinder und lebte in bitterer Armut. Dennoch hielt sie treu an ihrem Glauben fest und unterrichtete ihre Kinder selbst. Obwohl sie selbst viel Leid erlebte, gab sie ihren Kindern eine tief verwurzelte Glaubensbasis mit. Ihre Hingabe und Treue wurden später durch den weltweiten Einfluss ihrer Söhne belohnt, die Millionen von Menschen mit dem Evangelium erreichten. Wie Ruth entschied sich Susanna nicht für den einfachen Weg, sondern für einen, der geprägt war von Hingabe und Vertrauen auf Gott – und am Ende brachte es reichliche Frucht.