Ruth 4 – Vom Fremdling zur Stammmutter

Erläuterung des Textes
Ruth 4 bringt die Geschichte zu ihrem Höhepunkt: Boas übernimmt offiziell die Rolle des Lösers und heiratet Ruth. Boas geht zum Stadttor, dem Ort, an dem offizielle Verhandlungen stattfinden, und ruft den näheren Verwandten, der das Löserrecht vor ihm hat. Er erklärt ihm, dass das Feld von Elimelech erworben werden kann, aber dazu gehört auch die Pflicht, Ruth zu heiraten. Zunächst scheint der Verwandte interessiert, doch als er hört, dass er auch für Ruth sorgen muss, lehnt er ab. Damit ist der Weg für Boas frei. Vor den Ältesten und dem Volk bestätigt er: „Heute seid ihr Zeugen, dass ich alles erworben habe, was Elimelech gehört hat, und dass ich Ruth, die Moabiterin, zur Frau nehme.“ (Vers 9-10) Ruth wird nun offiziell Teil Israels, und sie und Boas bekommen einen Sohn namens Obed. Naomi, die einst dachte, dass ihr Leben nur noch bitter sein würde, hält nun ihren Enkel in den Armen und wird wieder mit Freude erfüllt. Doch das Erstaunlichste ist die genealogische Bedeutung: Obed wird der Großvater von König David – und damit Teil der Linie Jesu. Eine moabitische Frau, die einst ohne Zukunft war, wird ein Bindeglied im Plan Gottes zur Erlösung der Welt. Dieses Kapitel zeigt: Gottes Wege sind größer als unsere Vorstellungen.

Welche Lehren ich für das heutige Leben daraus ziehen kann:

  1. Gott kann aus einer scheinbar hoffnungslosen Geschichte eine Geschichte des Segens machen.
  2. Treue und Integrität bringen langfristigen Segen. Boas handelte ehrenhaft – und wurde gesegnet.
  3. Gott kann Menschen aus jeder Herkunft für seinen Plan gebrauchen. Ruth, eine Moabiterin, wurde Teil der Linie Jesu.
  4. Wir sind nie vergessen – Gott schreibt unsere Geschichte weiter. Naomi dachte, ihr Leben sei vorbei, doch Gott hatte noch Großes mit ihr vor.

Reales Beispiel: Katharina von Bora – Vom Kloster zur Mitgestalterin der Reformation
Ein faszinierendes Beispiel für eine Frau, die aus einer scheinbar ausweglosen Lage zu einer gesegneten Zukunft geführt wurde, ist Katharina von Bora, die Frau von Martin Luther. Katharina war als Kind in ein Kloster geschickt worden, wo sie zur Nonne erzogen wurde. Doch als sie von Luthers reformatorischen Schriften hörte, erkannte sie, dass Gottes Plan für sie außerhalb des Klosters lag. Mit Hilfe von Unterstützern floh sie – ein unerhörter Schritt in jener Zeit. Doch was schien ihr Leben noch bringen zu können? Sie war eine geflohene Nonne ohne Zukunft. Dann lernte sie Martin Luther kennen. Er heiratete sie, und gemeinsam führten sie ein gesegnetes Leben. Katharina wurde nicht nur seine Frau, sondern eine kluge Haushalterin, Unternehmerin und Unterstützerin der Reformation. Wie Ruth, die aus Moab nach Israel kam und durch Gottes Plan eine neue Zukunft fand, ging Katharina einen ungewissen Weg – und wurde zu einer entscheidenden Figur in der Geschichte der Kirche.