Zusammenfassung
Jesus wird Pilatus übergeben, verspottet, gekreuzigt und stirbt. Der Vorhang im Tempel zerreißt. Josef von Arimathäa begräbt ihn, und das Grab wird versiegelt. Das Kapitel schildert die dunkle Stunde der Kreuzigung – und bereitet die Offenbarung des Reiches Gottes im Tod vor.
Theologische Interpretation
Matthäus 27 ist das dramatische Zentrum des Evangeliums. Der König wird verurteilt. Judas bereut, bringt das Geld zurück und nimmt sich das Leben – eine tragische Figur, deren Reue ohne Umkehr bleibt.
Jesus steht vor Pilatus, der erkennt: „Er hat nichts getan.“ Doch das Volk ruft „Kreuzige ihn!“ – ein kollektiver Ruf gegen den Messias. Die römische Macht, das jüdische Volk, die religiöse Elite – alle scheitern.
Jesu Dornenkrone, das Purpurgewand, die Spucke und der Spott („König der Juden“) machen deutlich: Das Reich Gottes ist hier verhöhnt – und gleichzeitig in Wahrheit offenbart.
Die Kreuzigung auf Golgatha (V. 32–50) geschieht unter dem Zeichen „Jesus, der König der Juden“. Seine letzten Worte, besonders der Schrei „Mein Gott, mein Gott…“, erfüllen Psalm 22. Der König leidet – nicht trotz, sondern wegen seines Königtums.
Mit seinem Tod zerreißt der Tempelvorhang – das Reich Gottes öffnet den Zugang zu Gott. Die Erde bebt, Gräber öffnen sich, ein Hauptmann bekennt: „Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!“
Josef von Arimathäa begräbt Jesus – das Grab wird versiegelt und bewacht. Doch das Reich ist nicht aufzuhalten. Der König ruht – aber nicht für immer.
Leitthema aus heutiger Sicht: Das Reich im Kreuz
Jesu Leiden bewegt Menschen bis heute. In Karfreitags-Gottesdiensten, Passionsspielen oder Projekten wie „#jesus2025“ wird der Tod Jesu verkündet – nicht als Niederlage, sondern als Wende.
Der zerrissene Vorhang inspiriert zum Mut, vor Gott zu treten. Angebote wie „Nightfever“, offene Kirchen oder Segnungsräume sind Zeichen des offenen Reiches: Kommt, wie ihr seid.
Die Verspottung Jesu fordert heraus: Wie gehen Christen heute mit Macht, Ehrlichkeit, Schwäche um? In Debatten um Kirche und Politik wird sichtbar: Das Reich ist kein Machtprojekt, sondern Weg der Hingabe.
Der Hauptmann steht für viele Suchende – in der Karwoche berichten manche von plötzlicher Glaubenserkenntnis, oft ausgelöst durch Kunst, Musik oder das stille Betrachten des Kreuzes.
Fazit
Matthäus 27 ist der Tiefpunkt und gleichzeitig das Tor zur Hoffnung: Das Reich Gottes offenbart sich im Gekreuzigten. Wer auf Jesus schaut, sieht den wahren König – nicht in Glanz, sondern in gebrochener Liebe. Der Vorhang ist zerrissen, der Zugang geöffnet. Die Geschichte ist nicht zu Ende.
Studienfragen