Impuls: Steinern

Hinter unserem Haus, im Wald, liegt ein kleiner, etwa drei Meter tiefer Weiher, in dessen Mitte sich eine Insel befindet. Sie ist etwa einen Meter lang und einen halben Meter breit, ein kleiner Busch ist auf ihr gewachsen, etwas Gesträuch und einige Gräser. Wie schön, dachte ich schon oft im Sommer, wenn dort einige Blumen wachsen würden. Das wäre vom Ufer sicher ein großartiger Anblick. Aber wie sollte man die Insel erreichen?
Jetzt nach vielen Jahren ist endlich die Gelegenheit dazu da, der See ist zugefroren und die Insel einfach zu Fuß zu erreichen. Doch wie die Blumensamen in die Erde bekommen? Gedacht getan, eine Lösung musste her. Wozu hat man einen Akkubohrer? Und dann habe ich zur Freude dreier Schlittschuhläufer 5-6 cm tiefe Löcher in den steinhart gefrorenen Boden gebohrt, Blumensamen hineingelegt und das Loch mit Blumenerde wieder zugestopft. Ob etwas daraus wird? Blumen aus einem Eisboden?
Die Zukunft wird zeigen, ob meine skurrile Idee Blüten trägt.
Bei Gott ist es ganz ähnlich. Er will den harten Boden unseres Herzens aufbrechen und seine gute Saat hinein legen. Gewiss haben wir ein weiches, lebendiges Herz von ihm bekommen, als wir „Ja“ zu ihm gesagt haben. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich immer wieder Verhärtungen auf meinem Herzen gebildet haben: Enttäuschungen, Verletzungen, Sorgen und Ängste hinterließen ihre Spuren. Harte Narben haben sich gebildet. Versteinerungen breiten sich hier und da wieder aus.
Und da bitte ich Gott dann schon mal, mit dem Bohrer oder mit der Brechstange ranzugehen, damit ich wieder sensibler werde für die Not anderer, für die Bedürfnisse meiner Mitmenschen, für gute Gedanken und neue Hoffnung. Sensibler auch für das Reden Gottes in meinem Leben, dankbarer für seine Nähe, neugieriger auf sein Wort.
Bei meiner Insel musste ich mit recht viel Kraft ca. 6cm durch den Eisboden bohren, dann war ich im weichen Boden. Dort hinein habe ich die Blumensamen gelegt.
Dort hinein möchte auch unser himmlischer Vater seine gute Saat legen, in unser weiches und lebendiges Herz. Heißt es nicht in der heiligen Schrift vom Sämann und seiner Saat, dass sie auf fruchtbare Erde fallen muss, um aufzugehen?
Ich wünsche mir und uns allen, dass Gott unsere Verhärtungen zerschlägt, damit seine Saat in unserem Leben aufgehen kann und unsere Seele ein blühender Garten Gottes wird! Habt einen farbenfrohen Sonntag.