Lange
hatte Corinne über die Worte des Zauberers nachgedacht. Es
hatte ihr viel bedeutet, was er gesagt hatte, andererseits waren
ihr neue Zweifel und Fragen gekommen. So ging sie an den
Häusern der Kaltherzigen vorbei, erfreute sich nicht an den
Eisbegonien in ihren Gärten und gelangte durch den Wald zur
Lichtung des Zauberers. Alles blühte in den schönen
Farben der Zufriedenheit, und die Stille wurde nur durch die
Stimme der Vögel unterbrochen. Als der Zauberer sie
erblickte, kam er zu ihr und sah sie lächelnd an. "Schön,
dass es dich gibt", flüsterte Corinne, "Ich habe
eine Frage, bitte, versteh mich nicht falsch, ich komme zu dir
und stelle Fragen, wir sprechen miteinander,sonst nichts. Sag`,
was hast du von meiner Freundschaft?" "Du hast mich
lieb, Corinne", antwortete ihr freundlich der Zauberer, "das
genügt. Ich habe keine Forderungen." "Aber du
freust dich, wenn ich komme?", fragte sie. "Ganz
gewiss, ich hatte es erhofft." Der Zauberer sah sie
verschmitzt an. "So denken die Menschen vor dem Wald aber
nicht",meinte Corinne nachdenklich. "Ich weiß",
sagte der Zauberer,"sie sind an sich selbst zu Narren
geworden. Sie wollen alles HABEN: Geld, Einfluss, Macht und
LIEBE. Nur weggeben wollen sie Nichts. So ist auch ihre Liebe
nur ein Habenwollen, Ansprüchestellen und Inbesitznehmen.
Sie benutzen einander für ihre Zwecke. Sie brauchen den
anderen für eine gewisse Zeit, aber zur LIEBE gehören
untrennbar Treue und Verantwortung. Liebe will nur SCHENKEN. Sie
ist anspruchs-, aber nicht hoffnungslos."
Corinne
dachte: nur SCHENKEN, das ist doch ganz unmöglich. Jeder
will doch auch etwas zurückbekommen.
Der
Zauberer bückte sich und pflückte ein
Gänseblümchen. "Für Dich", sagte er
und ging ins Haus zurück.
Mit
ihren Fingern streichelte sie seine Blüte, da schien es ihr,
als würde das Innere der Blume zu reinem Gold. Und als
sie daran roch, war es der Duft roter Rosen.
|