DAS WESEN DER LIEBE II |
Corinne war schon lange nicht mehr bei ihrem Freund, dem Zauberer, gewesen. Doch eine Frage brannte in ihrem Herzen so sehr, dass sie sich aufmachte, den langen, dunklen Wald durchwanderte und vor dem Haus des Einsamen stehen blieb. Er stand im Garten und begoss gerade seine Blumen. Die einen mehr, die anderen weniger, wie eine jede es benötigte. Einige riss er aus, weil sie verblüht waren. Als
er Corinne sah, freute er sich und sagte:"Schön, dass
du kommst, Corinne. Du willst mich fragen, was aus der Treue
wird, wenn einer der Liebenden sie einseitig aufkündigt." "Aber wenn ich dich doch, aus welchem Grunde auch immer, nicht mehr liebhaben würde, was wäre dann mit DEINER Treue, mit DEINER Liebe?" Das Mädchen blieb hartnäckig. "Dann", sagte der Zauberer und sah sie liebevoll an, "würde sich meine „Liebe für immer" in "Trauer für immer" verwandeln. Denn das Wesen der wahren Liebe, der man das Ziel nimmt, ist Trauer. Trauer ist ein Teil der Liebe, eine andere Art vielleicht.“ "Ich
mag dich sehr", beeilte Corinne sich zu sagen. Corinne aber lief lächelnd in die Welt ihrer Abhängigkeiten zurück. |